••• Von Sabine Bretschneider
WIEN. Im Dezember 2017 wurde der Posten der Landesgeschäftsführung der Neuen Volkspartei Wien frei. Erstmals übernahm ihn eine Frau: Bernadette Arnoldner. Seit der Gemeinderatswahl im November ist die gebürtige Linzerin auch nicht amtsführende Stadträtin für Bildung, Integration, Sicherheit, Transparenz, Umwelt und Kultur. Zuletzt managte Arnoldner, die jahrelang bei internationalen Lebensmittelkonzernen in den Bereichen Marketing und Produktentwicklung tätig war, den türkisen Gemeinderatswahlkampf in Wien – mit großem Erfolg. Mit medianet sprach sie über die „Marke Gernot Blümel” und die Unterschiede in Produkt- und Politmarketing.
medianet: Ihr beruflicher Werdegang ist steil auf der Marketing-Karriereleiter verlaufen. Von Danone, Berglandmilch, Nöm zu diversen Führungspositionen im Unilever-Konzern … Wie kam es zum Wechsel von der Markenindustrie in die Politik?
Bernadette Arnoldner: Es war schon immer so, dass ich etwas bewegen wollte, gestalten wollte. Ich habe mich gern mit den Menschen und für die Menschen engagiert. Ich habe Ernährungswissenschaften studiert, weil mich das Thema fasziniert hat. Aber in einem Labor habe ich meine Zukunft nicht gesehen – darum der Einstieg in die dynamische Branche der FMCG. Begonnen hab ich in der Produktentwicklung in der Milchwirtschaft. Dann habe ich im PR-Bereich gearbeitet, war bei Unilever in der Schweiz, im Marketing in Österreich, habe auch Wissenschafts-PR gemacht in Kooperation mit Universitäten.
Letztendlich waren es immer der Umgang mit Menschen und die Bedürfnisse der Menschen, die mich gereizt haben. Und der Zug zum Ziel. Die Dinge besser zu machen, sie nach vorn zu bringen.
medianet: Der berufliche Bruch kam 2017 …
Arnoldner: Genau. Der zündende Funken war der Nationalratswahlkampf 2017, wo ich die Möglichkeit hatte, im Wahlkreis Wien-Süd-West zu kandidieren. Ich habe mir überlegt, wenn ich jetzt tatsächlich im Team von Sebastian Kurz kandidiere, dann versuche ich auch, meine Marketingfähigkeiten einzusetzen. Es war nie mein Plan, dass ich in der Politik lande. Das Ergebnis war dann aber so gut, dass Gernot Blümel mich im Dezember 2017 gefragt hat, ob ich nicht Landesgeschäftsführerin werden möchte. Das kam sehr überraschend. Aber ich habe mich auf das Abenteuer eingelassen.
medianet: Was unterscheidet das klassische Produktmarketing in dem Bereich, in dem Sie zuvor tätig wären, vom politischen Sektor?
Arnoldner: Bei einem Produkt, bei einer Marke geht es darum, den Wiedererkennungswert zu steigern. Das ist im politischen Bereich ähnlich wichtig. Mit dem Unterschied, dass man in der Politik die Werte kommuniziert. Dass man sich für die Anliegen der Wählerinnen und Wähler einsetzt, dass man authentisch ist. Natürlich kann man vieles aus der Privatwirtschaft mitnehmen, wie eben den USP an die erste Stelle zu setzen, positive Eigenschaften zu betonen. In der Politik geht es zu oft um die negative Abgrenzung zu den anderen Parteien.
Was ich noch anmerken möchte: Ich komme ja aus dem Bereich der Fast Moving Consumer Goods. Da geht alles schnell, das sagt schon der Name. Aber in der Politik geht alles noch viel viel schneller (lacht).
medianet: Was ist also der USP der ‚Marke Blümel'?
Arnoldner: Gernot Blümel ist ein leidenschaftlicher Politiker, der mit Haltung, Handwerk und Hingabe seine Politik lebt. Er ist extrem authentisch. Um auf das Produktmarketing zurückzukommen: Produkte können leicht verändert werden, Menschen sind nur begrenzt veränderbar, Politiker müssen authentisch bleiben. Durch diese Authentizität entsteht aber auch genau diese Glaubwürdigkeit, die ganz wichtig ist.