Mitarbeiter sind das größte Kapital
© Hotel Sacher
Incentives Das Hotel Sacher geht genauso auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein, wie auf jene der Gäste.
CAREER NETWORK Redaktion 21.03.2025

Mitarbeiter sind das größte Kapital

Die Strategien des Hotel Sacher haben sich in Zeiten des Fachkräftemangels bewährt, so Matthias Winkler.

WIEN. Tradition bedeutet nicht unbedingt verstaubt und unzeitgemäß. Das Hotel Sacher in Wien zeigt nicht nur seinen Gästen, dass Tradition und Innovation einander nicht ausschließen, es hält auch dem Fachkräftemangel eine Menge an Incentives für Mitarbeitende entgegen. Dazu zählen etwa flexible Arbeitszeiten, die auf die Bedürfnisse der Angestellten angepasst sind, digitale Kommunikationskanäle, kostenfreies Essen und Sportangebote, Weiterbildungen, Rabatte – auch für Familienangehörige – und Zuschüsse zum Öffi-Ticket oder (E-)Bike-Leasing.

Paradigmenwechsel vollzogen

Im medianet-Interview erläutert Sacher-Geschäftsführer Matthias Winkler, weshalb vor allem im Luxus-Segment gut ausgebildete Mitarbeiter und deren Zufriedenheit eines der größten Assets des Hauses an der Oper sind.

medianet:
Sie bieten Ihren Mitarbeitenden eine Menge an Incentives an. Ist das dem Post-Corona-Paradigmenwechsel am Arbeitsmarkt und dem Fachkräftemangel geschuldet?
Matthias Winkler: Es gab bereits vor Corona unwiderlegbare Hinweise, dass die Mitarbeitersituation schwierig war und schwieriger wird. Das hat Corona nicht ausgelöst, sondern beschleunigt.

Wir sehen, wie die Alters­pyramide auf den Arbeitsmarkt wirkt. Wenn man das Potentialwachstum der vergangenen 30, 40 Jahre betrachtet, dann verfügen die 2000er-Jahre in Wahrheit nur über das halbe Potentialwachstum von früher. Deshalb haben wir uns ent­sprechend früh darauf vorbereitet.
Wir sind allerdings als familiengeführtes Hotel immer schon mit allem wesentlich nachhaltiger umgegangen und es gibt viele Kollegen, die bereits sehr lange bei uns arbeiten.
Wir beschäftigen noch immer ehemalige Lehrlinge, die heute 60 Jahre alt sind. Das ist in der heutigen Zeit nicht mehr reproduzierbar, weil Lehrlinge auch anderswo und international Erfahrungen sammeln wollen. Dabei unterstützen wir sie und helfen mit unserem Kontaktnetzwerk.
Durch diesen besonderen Zugang zu unseren Mitarbeitern, den es schon lange gegeben hat und den wir heute verstärkt pflegen, sind wir erfolgreich.


medianet:
Kommen Mitarbeiter nach einem Arbeitsaufenthalt im Ausland wieder zurück?
Winkler: Ja, sie kommen im Laufe der Zeit wieder zurück. Wir bleiben mit ihnen in Kontakt, haben eine Art Alumni-Kommunikation und lernen von Wiederkehrenden sehr viel.

medianet:
Machen Sie sich ­Sorgen, dass in Zukunft genügen qualifiziertes, heimisches Fachpersonal zur Verfügung steht?
Winkler: Ich mache mir Gedanken und überlege primär, was wir als Unternehmen tun können. Für uns ist Qualität wichtiger als der Reisepass. Ich bin mit einem topmotivierten griechischen Mitarbeiter genauso glücklich wie mit einem österreichischen. Das bedeutet, dass Deutsch nicht immer die erste Sprache ist. Dadurch konnten wir einen hohen Qualitätsstandard halten. Das bedeutet für manche Stammgäste, dass sie ein englischsprachiger Kellner betreut.

Ich habe zur Gen Z eine andere Meinung als die gängige. Die jungen Menschen sind in Summe besser ausgebildet, sie wissen und können mehr. Sie sind wesentlich reflektierter und denken über ihre Umwelt und das eigene Leben nach. Das ist eine richtige und gescheite Entwicklung. Allerdings werden wir alle mehr und länger arbeiten müssen, um unseren Wohlstand zu finanzieren. Anders wird das nicht funktionieren. (ah)

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