„Mobbing ist kein ­Kavaliersdelikt”
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Expertin Patricia Staniek ist Kriminologin, Profilerin und Unternehmensberaterin. www.patricia-staniek.com
CAREER NETWORK Patricia Staniek 02.11.2018

„Mobbing ist kein ­Kavaliersdelikt”

Viele Gemobbte denken, man könne ohnehin nichts tun. Doch ­Unternehmen müssen ihrer Fürsorgepflicht nachkommen.

Gastbeitrag ••• Von Patricia Staniek

WIEN. Mobbing und Cybermobbing sind keine Kavaliersdelikte. Das Leben kann dadurch zu einem Albtraum werden. Viele Gemobbte glauben, man könne ohnehin nichts tun und schweigen. Doch Unternehmen sind verpflichtet, einzugreifen und zu handeln! Sie müssen ihrer Fürsorgepflicht nachkommen.

Der Modus Operandi

Mobbing am Arbeitsplatz nennt man zum Beispiel das Schikanieren, Beschimpfen oder Ignorieren von und durch Kollegen. Es soll Menschen entmutigen, in die Flucht schlagen, einschüchtern oder verletzen. Mobbing kann auch von Vorgesetzten eingesetzt werden oder sich gegen Vorgesetzte richten. Die gemobbte Person ist und bleibt meist der Unterlegene und kann sich kaum wehren. Nicht jeder Konflikt und nicht jeder Angriff fällt unter Mobbing. Die Mobbinghandlungen müssen etwa über einen längeren Zeitraum und in einer bestimmten Stärke erfolgen, um als solche definiert zu werden.

Sonderfall Cybermobbing

Beim Cybermobbing werden das Internet und insbesondere Social Media-Netzwerke als Plattform missbraucht. Sie eignen sich exzellent als viraler Nährboden. Das Netz bietet Platz für fiese, hinterhältige Attackierer bis hin zu regelrechten „Psychos”, die Seelen niedermähen, ihnen psychischen oder oft auch finanziellen Schaden zufügen. Wie Schwärme von Heuschrecken fallen Cybermobber über die Menschheit her. Sie stürzen sich nicht nur auf Einzelpersonen. Im Fadenkreuz stehen auch Organisationen. Cybermobbing endet manchmal mit dem Selbstmord von Erwachsenen, von Kindern und Jugendlichen.

Cybermobbing findet oft auf der psychischen oder verbalen Attackierebene seinen Einsatz. Drohungen, Belästigungen, verteilen von Hater-Messages über zu diesem Zweck angelegte Fake-Profile in den Sozialen Medien, Posten von peinlichen Fotos oder Videos sowie das Verbreiten von Lügen und Gerüchten. Unter Jugendlichen ist auch das „Happy Slapping” verbreitet: Jemand wird vor laufender Handykamera geschlagen und das Video dann im Netz verbreitet.
Das Internet ist der Tummelplatz für Unmutige, für Hassmenschen, für Frustmenschen und Liebesverschmähte. Die Hemmschwelle ist gering. Auch der Unmutige bekommt es hin, eine anonyme E-Mail oder Privatnachricht abzusenden. Ein Klick mit der Maus, ein Bestätigen mit der Entertaste, und es ist passiert. Go! Oft kennt man das Opfer nicht persönlich, oft hat einem das Opfer nichts getan, oft gab es nicht einmal eine persönliche Begegnung. Nichts rechtfertigt es. Das Publikum ist vorhanden, dankbar für Bespielung, und die Cybermobber versammeln auch noch viele Mithater bzw. Mittäter-Fans. Die Dynamik ist nicht zu unterschätzen!

Was tun?

Es ist sinnvoll, sich einem Experten für Mobbing, etwa einem (Cyber-)Mobbingexperten oder Cyberdetektiv, anzuvertrauen. Prävention, Strategie, Abwendungsprogramme, Imagearbeit, psychologische Betreuung: All das sind Themen, mit denen sich Unternehmen und Organisationen auseinandersetzen müssen. Auch Privatpersonen sollten keine Alleingänge machen.

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