Rezepte von CEOs gegen den Fachkräftemangel
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CAREER NETWORK Redaktion 12.05.2023

Rezepte von CEOs gegen den Fachkräftemangel

Die WKO erwartet, dass es bis zum Jahr 2040 in Österreich mehr als 500.000 offene Stellen in fast allen Branchen geben wird.

••• Von Alexander Haide

Der Arbeitsmarkt trocknet aus. Bereits zum Ende des Vorjahres fehlen in den unterschiedlichsten Berufen mehr als 200.000 Fachkräfte. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Synthesis Forschung GmbH im Auftrag der Kammer und Analysen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zum Arbeitskräfteangebot. Damit würde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Jahr 2040 um rund 9,0% oder fast 50 Mrd. € geringer ausfallen als mit ausreichend Arbeitskräften, hielt Harald Mahrer, Präsident der WKO, fest.

Deshalb nehmen österreichische CEOs die Sache selbst in die Hand. Vom Heranziehen von Nachwuchs im eigenen Betrieb bis hin zu Incentives aller Art reichen die Maßnahmen, um in Zukunft auch genügend Fachkräfte zur Verfügung zu haben – das verrieten heimische CEOs.
Axel Kühner, CEO der Greiner AG, die im Kunststoff-Segment führend ist: „Im Hinblick auf den Fachkräftemangel müssen wir uns viel proaktiver dem Thema Zuwanderung stellen. Die Politik muss sich mehr trauen zu sagen, warum qualifizierte Zuwanderung so wichtig ist. Und sie muss auch dafür sorgen, dass die Frauenerwerbsquote steigt. Wir können es uns nicht mehr leisten, zu einem großen Teil auf das Arbeitskräftepotenzial der Frauen zu verzichten, weil es nicht genug Kinderbetreuungseinrichtungen gibt und es sich nicht lohnt, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Natürlich braucht es die Wahlfreiheit, aber es muss deutlich attraktiver und einfacher werden, Vollzeit zu arbeiten. Die Abschaffung der kalten Progression war hier ein richtiger Schritt, aber da muss noch mehr passieren. Es ist allerdings auch wichtig, dass wir den gesellschaftlichen Willen zu mehr Teilhabe und Diversität entwickeln.”

Leihpersonal als Lösung

Das Familienunternehmen Sadler stellt im niederösterreichischen Traiskirchen unter anderem Lichtkuppeln her. Geschäftsführerin Manuela Geyer-Sadler: „Das Problem des Fachkräftemangels trifft uns schwer. Wir sind sehr stolz auf unsere sehr große Anzahl an langjährigen Mitarbeitern, aber trotzdem benötigen wir Personal, welches wir nicht finden. Teilweise steuern wir mit Leihpersonal dagegen, welches von uns geschult und eingearbeitet wird, damit wir diese in unser Unternehmen integrieren und übernehmen können.”

IT-Spezialisten sind gefragt

Das VRVis in Wien ist eine international anerkannte Forschungseinrichtung im Bereich des Visual Computing. Gerd Hesina, Geschäftsführer des Comet-Kompetenzzentrums, erachtet eine Image-Kampagne für nötig.

„Bei uns gibt es erst neuerdings so etwas wie einen gewissen Mangel, denn die Nachfrage nach unseren Lösungen ist stark gestiegen. Ich könnte morgen fünf neue Mitarbeiter mit gut dotierten Verträgen einstellen”, so Hesina. „Ich würde auch sagen, es fehlen hierzulande, im Gegensatz zu den USA, sowohl erfolgreiche Leuchtturmprojekte, als auch digitale Lichtgestalten. Deshalb gelten IT-Jobs bei uns oft als etwas unattraktiv. Dieser Ruf ist aber völlig unbegründet und ungerechtfertigt. Das Nerd-Image von früher wirkt hier vielleicht noch nach. Eine Image-Kampagne würde der gesamten Branche guttun. Damit könnte man bereits in der Unterstufe der Gymnasien ansetzen.”

Employer Branding

Gerald Hanisch gründete vor 30 Jahren sein Unternehmen Rubble Master, das Brecher und Siebe für Baustellen auf der ganzen Welt herstellt.

Seit vielen Jahren gehört das Heranziehen von eigenem Nachwuchs zur Firmenphilosophie: „Mit unserem Employer Branding haben wir uns über viele Jahre eine hervorragende Position als Arbeitgeber im Großraum Linz, Wels und Steyr geschaffen. Wir haben also vorgesorgt und das seit Langem zu einem strategischen Thema erhoben. Dazu gehören die unterschiedlichsten Maßnahmen zur Qualifizierung und die Kooperation mit Bildungsinstituten wie Universitäten, Fachhochschulen, berufsbildenden Schulen und Gymnasien. So generieren wir ein großes Potenzial an zukünftigen Arbeitskräften.”

Arbeitskräfte aus der Ukraine

Die Salzburger Alumero-Group stellt Unterkonstruktionen für Solaranlagen, Überdachungen von Carports und mobile Solarkraftwerke her. Für Mitarbeiter gibt es die Produkte des Unternehmens beinahe zum Selbstkostenpreis und andere Incentives. „Wir versuchen, als attraktiver Arbeitgeber aufzutreten und das sind wir ja auch. Bei uns steht die Sinnhaftigkeit der Arbeit im Vordergrund”, erläutert Alumero-CEO Manfred Rosenstatter. „Unsere Produkte sind zukunftsfähig, dienen den nächsten Generationen und machen Sinn. Das gilt vom Management bis zur Putzfrau, da wir mit unseren Produkten aktiv etwas gegen den Klimawandel beisteuern können. Bei der Alumero zu arbeiten, macht wirklich Sinn. Wir stellen Klimatickets für Österreich zur Verfügung, es gibt Mitarbeiterbeteiligungsmodelle, eine Alumero-Lounge und wir unternehmen sehr viele Ausflüge. Es gibt noch weitere Goodies. Hinzu kommt viel Eigenverantwortlichkeit und der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitern.”

Zusätzlich bietet man Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine Jobs mit Zukunft. Rosenstatter: „In unserem Werk in Polen beschäftigen wir mehr als 170 Menschen aus der Ukraine. Dieses Modell implementieren wir ebenfalls in unserem Werk in Slowenien, wobei die Mitarbeiter in Polen ausgebildet werden. Dieses Modell ist sehr erfolgreich, und wir können damit das Problem des Arbeitskräftemangels abflachen und kompensieren.”

Aus- und Weiterbildung

Der Kran- und Hebemaschinenhersteller Palfinger setzt unter anderem auf ein eigenes „Health, Safety and Environment”-Programm, erklärt CEO Andreas Klauser: „Unser Corporate HSE Management vereint alle Funktionen der Arbeitssicherheit, des Umweltschutzes, Energiemanagement und Brandschutz und stellt sicher, dass an allen Standorten ein einheitlich hoher Standard in diesen Bereichen gewährleistet wird; es sorgt für sichere und gesunde Arbeitsplätze und dafür, unseren Umwelt- sowie Energie-Impact so gering wie möglich zu halten.”

Das sei aus der Situation heraus geboren worden, habe sich aber so bewährt, dass alles dafür spreche, es beizubehalten. Klauser: „Es nutzt unseren Mitarbeitern, es nutzt dem Unternehmen. Denn eines dürfen wir niemals vergessen: Es sind unsere Mitarbeiter, ihr Engagement, ihr Wissen und Können, auf denen unsere Erfolge aufbauen. Also müssen wir als Unternehmen Angebote formulieren, ausprobieren und verbessern, die für unsere bestehenden Mitarbeiter und für künftige Mitarbeiter attraktiv sind.”
Das reiche von Aus- und Weiterbildungskursen, über die Möglichkeit, Palfinger in anderen Ländern kennenzulernen, bis hin zu den zahlreichen Angeboten und Unterstützungen von Palfit, der betrieblichen Gesundheitsförderung von Palfinger an österreichischen Standorten. Wie zum Beispiel beim Erwerb von Fahrrädern bzw. eBikes, Events wie den weltweit stattgefundenen Global Running Days und weiteren Angeboten, und, betont Klauser, der ständigen Weiterentwicklung der kulinarischen Angebote in den Betriebsrestaurants.

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