••• Von Britta Biron
Neben Rezession, politischer Instabilität, Handelsbeschränkungen, digitalem Wandel, der Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Cybersicherheit treibt die Führungskräfte in Europa, den USA und Asien – so eine kürzlich vom US-Thinktank Conference Board durchgeführte Umfrage – derzeit vor allem eine Frage um: Wie gewinnt man gut ausgebildete Fach- und Führungkräfte bzw. wie kann man deren Entwicklung intern verbessern?
„Da die Zunahme des globalen Wettbewerbs mit der Abnahme des Pools der verfügbaren Arbeitskräfte einhergeht, ist es nicht verwunderlich, dass die oberste Managementebene Fachkräfte als wichtigstes Problem angibt, um das sie sich ständig Sorgen machen”, sagt Rebecca Ray, Verfasserin des Berichts und Executive Vice President of Human Capital beim Conference Board. „Darüber hinaus glauben die Befragten, dass sich der Fachkräftemangel nach 2019 noch verschärfen wird. Aus diesem Grund suchen Unternehmen ständig nach neuen Wegen, um die besten und intelligentesten Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.”
Standort ist wichtiger Faktor
Neben einem attraktiven Gehalt und zusätzlichen Sozialleistungen, hoher Arbeitsplatzsicherheit, guten Karrieremöglichkeiten und einem angenehmen Arbeitsklima spielt aber auch der Standort eine wichtige Rolle.
Europa liegt im Trend
Laut dem aktuellen IMD Talent Ranking bietet die Schweiz – wie schon in den vergangen Jahren – Unternehmen die besten Rahmenbedingungen. Österreich rangiert nach Dänemark und Norwegen in der Gesamtwertung auf Platz 4, in Bezug auf die Investitionen in die Aus- und Weiterbildung einheimischer Talente sogar auf Platz 2. Gegenüber dem Vorjahr hat sich die Alpenrepublik auch bei der Attraktivität für ausländische Talente um zwei Plätze verbessert und liegt hier auf Platz 13. Eine schlechte Bewertung – Rang 61 von insgesamt 63 untersuchten Ländern – gibt es (wenig überraschend) wegen der hohen Einkommenssteuer.
Noch Luft nach oben hat Österreich dagegen bei der Förderung unternehmerischer Talente, wie Platz 18 von insgesamt 125 in dem von der Wirtschaftshochschule Insead und der Adecco Group erstellten Global Talent Competitiveness Index zeigt.
„Unter den Top 10 für Talent-Wettbewerbsfähigkeit befinden sich mit Singapur und den USA nur zwei außereuropäische Länder: Dies verdeutlicht, dass Europa weiterhin eine Talentschmiede bleibt und dass Länder mit hervorragenden Universitäten und einem ausgeprägten Bildungssektor am einfachsten Talente anziehen”, sagt Bruno Lanvin, Executive Director, Global Indices, Insead, und Mitherausgeber des Berichts, der neben Ländern auch Städte bewertet. Diese werden bei der Umgestaltung der internationalen Talent-Landschaft künftig eine wichtigere Rolle spielen. Das sei, so Lanvin, auf ihre höhere Fähigkeit zurückzuführen, sich neuen Trends anzupassen: „Als agile Wirtschaftseinheiten, in denen Rahmenbedingungen schneller geändert werden können, sind Städte für Talente, insbesondere unternehmerische Talente, attraktiver.”
Wien punktet bei Gründern
So wundert es nicht, dass Wien mit Platz 4 deutlich besser abschneidet als Österreich insgesamt. Dass die Donaumetropole bei Gründern hoch im Kurs steht, hat schon der im Herbst 2018 veröffentlichte 'Austrian Start Up Monitor' gezeigt. Von den insgesamt 1.534 Start-ups, die zwischen 2004 und 2017 gegründet wurden, haben 773, also knapp mehr als die Hälfte, ihren Sitz in Wien.