Wenig Frauenpower
© Bisnode
Schwanger im Chefsessel wie Alexandra Vetrovsky-Brychta, Managing Director von Bisnode Austria – sie ist eine Ausnahme.
CAREER NETWORK britta biron 23.03.2018

Wenig Frauenpower

Unterschiedliche Studien zeigen, dass die Macht in der Wirtschaft oft nur grammatikalisch weiblich ist.

••• Von Britta Biron

WIEN. Frauen im Topmanagement sind noch immer die Ausnahme, aber – so eine aktuelle Studie von Grant Thornton International – der Anteil der Unternehmen mit zumindest einer Frau in Führungsposition ist von 66% im Vorjahr auf derzeit 75% gestiegen. Interessant ist, dass im Spitzenfeld nicht etwa westliche Industrienationen liegen, sondern Afrika (89%) und Osteuropa (87%). Österreich kommt dagegen nur auf magere 56%; schlechter schneiden nur Neuseeland (44%) und Japan (31%) ab.

Kind bleibt Karrierekiller

Gründe für die Gleichstellungs-Misere liefert die Studie „Time to talk: what has to change for women at work”, für die PwC 3.600 berufstätigen Frauen im Alter von 28 bis 40 Jahren in über 60 Ländern befragt hat.

Immerhin 45% sagen, dass der Diversitätsstatus eines Mitarbeiters (Geschlecht, ethnische Herkunft, Alter, sexuelle Neigung) ein Karrierehindernis ist. Beruflich ganz nach oben zu kommen, ist für drei Viertel der Frauen wichtig und 82% sind zuversichtlich, dieses Ziel auch erreichen zu können.
Allerdings mit einer Einschränkung: 42% haben die Sorge, dass Kinder und Familie dabei hinderlich sind – nicht zu Unrecht, denn knapp die Hälfte der jungen Mütter fühlt sich nach der Rückkehr in den Job bei Beförderungen und Sonderprojekten übergangen, und 38% aller Befragten sind überzeugt, dass die Inanspruchnahme von Work-Life-Balance- und Flexibilitätsprogrammen, die für die überwiegende Mehrheit (97%) aber wichtig sind, negative Auswirkungen auf die Aufstiegsmöglichkeiten hat. Lediglich 51% sagen, dass Arbeitgeber genug in puncto Gender-Diversität tun.
Ein Beispiel dafür ist der Wirtschaftsinformationsdienst Bisnode. „Hier zählt das Know-how und nicht Geschlecht, Alter oder Herkunft”, sagt Österreich-Chefin Alexandra Vetrovsky-Brychta. „Bisnode hat sich im Frühherbst vergangenen Jahres im Rahmen des Auswahlverfahrens für mich als Managing Director entschieden, obwohl ich schwanger war und das auch offen kommuniziert habe. In vielen anderen Unternehmen wäre ein Knock-out-Kriterium gewesen.”

Langsame Besserung

Die Managerin sieht Österreich allerdings grundsätzlich auf einem guten Weg in Sachen Gleichstellung und weist auf die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Bisnode zum Einfluss von Frauen auf die Volkswirktschaft in elf europäischen Ländern hin.

Österreich liegt mit 106,6 Punkten auf Rang drei, allerdings mit deutlichem Abstand zu Slowenien (127,6 Pkt.) und Ungarn (124 Pkt.). Schlusslichter sind Tschechien (71,9 Pkt.) und die Schweiz (78,1 Pkt.)

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