Aber bitte mit Maske!
© Ulrike Schöflinger (2)
Renaissance Heuer war es endlich wieder so weit: Venedig feierte Karneval. Das Motto 2022 lautete „Remember the Future”.
DESTINATION Redaktion 11.03.2022

Aber bitte mit Maske!

Endlich wird wieder Carnevale di Venezia gefeiert. Darüber freuen sich nicht nur die Touristen.

VENEDIG. Das neblige Venedig in seiner schwermütigen Tristesse, mit den alten Palazzi und Kanälen, ist schon sehenswert genug, aber Plätze und Gassen voller bunter Gewänder und kunstvoll verzierter Masken sind etwas ganz Besonderes.

Nach zwei Jahren Abstinenz durften die Venezianer wieder ihren heißgeliebten fastnächtlichen Verkleidungsgewohnheiten nachgehen.
Ein Fest für Selbstdarstellerinnen, Nostalgikerinnen und Poserinnen. Männer sind ebenso mitgemeint wie die Kinder, die eine Riesenfreude daran ­haben, sich und die schaulustigen Besucher mit Konfetti zu duschen. Selbst die Nachmittagsjause wird „standesgemäß” in Pomp und Prunk eingenommen.

Am Markusplatz

Im Lieblingscafé des kürzlich verstorbenen Autors Gerhard Roth, dem Caffè Florian am ­Markusplatz, treffen sich die Damen und Herren todschick gekleidet wie in Zeiten der Contarinis.

Viele andere Verkleidete flanieren mit der Bauta, der weltberühmten, nur in schwarz oder weiß getragenen Maske, und einem Umhang über die belebten Plätze.
Berühmtheit hat die traditionelle Maske nicht zuletzt durch die Machenschaften des legendären Casanova erlangt. Wer gerne selber kreativ wird, kann sich in Masken-Workshops seine Pappmaché-Maske auch selbst bemalen, ehe sie zum Spaziergang ausgeführt wird.
Ist weder das eine noch das andere zur Hand, tut es auch ein origineller Sturzhelm als Verkleidung.

Projektionsfläche Kostüm

Einige findige Faschingsfreunde versuchen sich als wandelnde Statements. Etwa ist das Bienensterben offensichtlich ein Thema, sind doch ganze Familien als emsige Insekten verkleidet, vom Scheitel bis zur selbst gebastelten Sohle. Ein deutliches Zeichen Richtung Verschwendung und Klimadebatte wird mit einem Kostüm abgegeben, das aus Müll hergestellt ist. Der Karneval ist also auch eine Projektionsfläche für kritisches Denken. Um unnötiger Traubenbildung entgegenzuwirken – so verordnete es die Stadtverwaltung –, sollen sich die Kostümierten stets bewegen. Das führt zu skurrilen Situationen: Die Schausteller werden belagert wie Stars von Paparazzi, sobald sie sich bewegen, folgt ihnen eine Schar fotowütiger Passanten.

Noch Einschränkungen

Die beliebten Festakte wie der Engelsflug (Il Volo dell’Angelo) sowie Umzüge und Bälle wurden auch heuer noch teilweise ausgesetzt. Marionettentheater gibt es da und dort für die Kleinen. Dennoch ließen es sich weder Einheimische noch die schon wieder recht zahlreich angereisten Touristen nehmen, endlich wieder das mystische und zauberhafte Fest in der Lagunenstadt zu feiern. (us)

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