••• Von Britta Biron
Mit insgesamt 25,04 Mio. Ankünften und 97,91 Mio. Nächtigungen liegt das Tourismusjahr 2020 um 46 bzw. 36% unter dem Niveau von 2019.
Die aktuelle Lage gibt kaum Grund zur Hoffnung, dass es heuer besser laufen wird. Von Jänner bis März fand – abgesehen von vereinzelten Kurgästen und Geschäftsreisenden – praktisch kein Tourismus statt, Ankünfte und Nächtigungen liegen um mehr als 90% unter dem Vor-Corona-Niveau. Im günstigsten Szenario – wenn bis Mai die Zahl der Neuinfektionen sowie der Patienten in den Intensivstationen drastisch gesenkt und die Impfquote deutlich gesteigert werden kann, sodass der Tourismusbranche das Go gegeben werden kann, die Sommersaison ähnlich wie im Vorjahr läuft und im Herbst keine neue Welle kommt – geht das Wirtschaftsforschungs Institut (Wifo) in der aktuellen Analyse davon aus, dass die Nächtigungszahlen im Gesamtjahr 2021 rund 50% unter jenen von 2019 bleiben werden.
Viele offene Fragen
Bisher fehlen aber noch immer konkrete Benchmarks und ein klarer Fahrplan für eine Öffnungen. Diese Punkte soll jetzt eine neu installierte Öffnungskommission aus Vertretern von Bund, Ländern, Gemeinden, klären. Für Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), war das ein längst überfälliger Schritt, um den Unternehmen die dringend notwendige Planungssicherheit zu geben. Zudem begrüßt sie, „dass Sozialpartner und Branchenvertreter in diesen Prozess eingebunden sind. Es hat sich schon im letzten Jahr gezeigt, dass dies der Garant für eine erfolgreiche Öffnung ist.”
Bis dahin heißt es für die heimischen Tourismusbetriebe abwarten und hoffen, dass die staatlichen Hilfen reichen bzw. überhaupt ankommen.
Finanzieller Druck wächst
Laut einer aktuellen Erhebung der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) unter Betrieben in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten haben bisher erst acht Prozent die beantragte Entschädigung für den Lockdown im März 2020 – im Durchschnitt 182.000 € pro Betrieb – erhalten. Ein Drittel der Betriebe hat noch nicht einmal Feedback von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft bekommen.
„So stelle ich mir den Umgang mit Behörden nicht vor. Man degradiert Steuerzahler zu Bittstellern”, ärgert sich ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer und fordert, den Unternehmen 80% der beantragten Entschädigung möglichst umgehend als Akonto zu überweisen.
Finanzielle Sorgen trüben die Reiselust der Österreicher und Deutschen – auf diese beiden Gruppen entfallen gut 70% aller Nächtigungen – zum Glück nicht.
Gäste in Ferienlaune
Laut einer vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa NIT im Auftrag der Österreich Werbung durchgeführten Umfrage planen 79% der Österreicher und 71% der Deutschen für heuer einen Sommerurlaub. Jeweils mehr als die Hälfte der Befragten will Urlaub im eigenen Land machen, immerhin 13% der Deutschen präferieren eine Destination in Österreich. Das ergibt insgesamt zumindest rein rechnerisch für den österreichischen Tourismus 2,8 Mio. einheimische und 5,6 Mio. deutsche Urlauber.
Ob aus dem generellen Interesse dann auch konkrete Buchungen werden, wird sich aber nicht so rasch zeigen. Sowohl Österreicher als auch Deutsche wollen die endgültige Entscheidung über das tatsächliche Urlaubsziel erst ein bis drei Monate vor Reiseantritt oder noch kurzfristiger fällen.