Die Zwangspause der Hotellerie ist zu Ende
© APA/Barbara Gindl
DESTINATION Redaktion 29.05.2020

Die Zwangspause der Hotellerie ist zu Ende

Zwei Wochen nach der Gastronomie sperrt heute die Hotellerie auf. Über Kampagnen und Corona-Tests.

••• Von Sabine Bretschneider

Die Offensive für Urlaub in Österreich klingt angesichts des derzeit vorherrschenden Regenwetters (noch) wenig verlockend. Aber auch wenn weitere Grenz­öffnungen zu Nachbarländern bevorstehen, wird – und soll – der Inlandstourismus im Ausnahme-Sommer 2020 eine wesentliche Stütze für den heimischen Tourismus sein. Schon in „normalen” Jahren stammt knapp ein knappes Drittel aller Nächtigungen im Sommer (2019: 30%) aus dem Inland.

Re-Start-bereit & Pilotversuch

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die angekündigten Corona-Mitarbeitertestungen in Österreichs Tourismus sollen am heutigen Freitag starten – in einem Testbetrieb in fünf Pilotregionen: Montafon (Vorarlberg), Wilder Kaiser (Tirol), Wachau (Niederösterreich), Spielberg (Steiermark) und Wörthersee (Kärnten). Die Anzahl der Regionen mit Testungen soll anschließend bis zum Vollbetrieb Anfang Juli schrittweise erhöht werden und die noch zaghaften Gäste motivieren. Angesichts der Erfahrungen der heimischen Gastronomen, die schon die ersten beiden Wochen hinter sich haben, wird das Wiederaufsperren auch für die Hotellerie nicht einfach werden.

Hallstatt will auch Tests

Im Welterbeort Hallstatt, der in den vergangenen Jahren immer wieder durch das Phänomen Overtourism Bekanntheit erlangt hat, gibt es zurzeit gar keine internationalen Touristen. Mit Buchungen für den Sommer seien die Leute noch zurückhaltend, berichtet die APA aus Hallstatt, mit Gästen aus Asien und Übersee rechneten die Hallstätter kaum. Bürgermeister Ale­xander Scheutz bedauert, dass Hallstatt und das Salzkammergut nicht unter den fünf Pilotregionen sind, in denen jetzt die Corona-Mitarbeitertestungen durchgeführt werden. „Das verstehe ich nicht ganz”, führte er an, dass gerade hier viele Touristen aus Asien gewesen seien. Das müsse doch interessant sein.

Happy am Wörthersee

Glücklich ist man naturgemäß am Wörthersee, einer der Corona-Testregionen. Damit sei man ein „Gästemagnet”, prognostiziert Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig. Ab Ende Mai sollen in bis zu 500 Tourismusunternehmen wöchentliche Corona-Screenings bei den Mitarbeitern durchgeführt werden. Betriebe, die sich an der Aktion beteiligen, sollen eine Kennzeichnung erhalten.

Organisiert wird der Testbetrieb durch das Tourismusreferat des Landes, die Bundesregierung und die Wirtschaftskammer in Koordination mit dem Gesundheitsreferat. Die Testkapazitäten werden bundesweit in einem Netzwerk aus privaten Labors bereitgestellt, die Kosten durch die Bundesregierung übernommen.

Niederösterreich wirbt

In Niederösterreich setzt man auf eine breit angelegte Werbekampagne („Sommerfrische”; medianet berichtete) und auf das bewährte Instrument der Niederösterreich Card, mit der über 300 Ausflugsziele bei freiem Eintritt besucht werden könnten. Dazu gibt es zusätzliche Familienermäßigungen, eine Verlosung von 20.000 20 €-Gutscheinen für Gastronomiebetriebe in Niederösterreich und die bereits beschlossenen 22 Mio. € schweren Hilfen für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe sowie Ausflugsziele.

Burgenland setzt auf „Krone”

Auch der Burgenland Tourismus hat bereits seine Werbeoffensive „für das Land der Sonne” gestartet. „Ich schau auf mich, ich gönn mir was!”, so die Kernaussage des aktuellen Burgenland-Spots, der derzeit die Ö3-Hörer zum „Urlaub vor der Haustüre” einlädt. Dazu gibt es Plakate, eine Social Media-Kampagne und ein 24-seitiges Sommerjournal, in dem alle heimischen Tourismusverbände die Angebote ihrer Region sowie die Top-Highlights des heurigen Sommers präsentieren. Das Journal wird Ende Juni in einer Auflage von 800.000 Exemplaren der Kronen Zeitung beigelegt.

Wien bangt

Mit weniger Optimismus geht Wien an den verspäteten Saisonstart heran: Das Jahr sei „nicht zu retten”, sagte der Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner in einem Interview mit „Wien heute”. Im April wurden um 98% weniger Nächtigungen als im gleichen Monat des Vorjahres dokumentiert. Kettner rechnet damit, dass erst im September die meisten Betriebe wieder offen haben werden – auch wenn es im Juni zu den Öffnungen der Grenzen u.a. zur Schweiz und zu Deutschland kommen wird. Kritik übte er daran, dass die Bundesregierung dem Kongresstourismus nicht ausreichend Beachtung schenke. „Der durchschnittliche Kongressgast gibt am Tag 540 Euro aus, der durchschnittliche Wien-Gast 270 Euro.”

Die ARGE RTK (Round Table Konferenzhotels) als Interessenvertretung der Tagungsbranche, die rund 140 der mehr als 500 betroffenen Betriebe vertritt, forderte Anfang Mai in einem offenen Brief Tourismusministerin Elisabeth Köstinger zu „konkreten Maßnahmen” auf, die die Weiterführung des Kongress- und Tagungsgeschäfts ermöglichen. Es könne nicht sein, „dass Kurzarbeit und der Fix-Kostenzuschuss des AWS die einzigen Möglichkeiten sind, dass Veranstaltungslocations und Kongresszentren nicht rückzahlbares Geld erhalten”. Es brauche hier „noch weitere Pakete, die für die Häuser zur Verfügung stehen”.

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