„Mehr Stellenwert für den Tourismus!”
© Schick Hotels
Gemeinsam Direktor Peter Buocz (l.) und Eigentümer Martin Schick im Hotel Stefanie: „Wir hatten vier, fünf sehr gute Jahre mit einer Gruppenauslastung von 90% – jetzt kommt eine schwere Zeit!”
DESTINATION Redaktion 29.05.2020

„Mehr Stellenwert für den Tourismus!”

Mit dem „Stefanie” hat das älteste Wiener Hotel vor ­wenigen Tagen wieder aufgesperrt – wie geht’s weiter?

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Am 25. Mai hat das Hotel Stefanie als erstes der fünf Schick Hotels wieder geöffnet, ab heute – 29. Mai – sind auch private Aufenthalte wieder möglich. Im Exklusivinterview mit medianet erklärt Direktor ­Peter Buocz, warum die Schick Hotels überleben werden und warum die Destination Wien eine große Zukunft haben sollte.

medianet:
Herr Buocz, die öster­reichische Hotellerie leidet dramatisch. Wie richten Sie Ihre Gruppe aus?
Peter Buocz: Wir haben am 16.3. vier Hotels und am 20.3. das fünfte, nämlich das ‚Stefanie', zugesperrt. Während der vergangenen zwei Monate waren in ganz Wien vielleicht 15 Prozent der Hotelkapazitäten offen. Die Hotellerie ist ja nicht ‚nur' für den Tourismus da, sondern z.B. auch für Geschäftsreisende.

Meiner Beobachtung nach hat aktuell weniger als die Hälfte der Wiener Hotellerie wieder geöffnet, für die meisten ist es unmöglich, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Auch wir haben ‚nur' das Stefanie wieder geöffnet und versuchen nun, alle Buchungen zu diesem unserem Flaggschiff umzuleiten.
Die Auslastung im Juni wird wohl bei etwa 20 Prozent liegen. Die anderen Hotels können wir aus heutiger Sicht erst im Herbst wieder aufmachen.


medianet:
Wie sorgen Sie für Sauberkeit bzw. Sicherheit?
Buocz: Wir setzen neue Hygienestandards mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog um. Wir haben uns viele Gedanken über Reinigungsmittel und -vorgänge gemacht; dabei wollen wir umweltfreundlich bleiben und den Weg als Umweltzeichen­hotel weitergehen.

Unser langjähriger Sauberkeitspartner – die Wäscherei Flott – ist mit einem Hygienepass ausgezeichnet, und beim chemo­thermischen Waschverfahren haben Viren keine ­Chance. Selbstverständlich setzen wir überall im Stefanie auf die Möglichkeit, sich die Hände zu desinfizieren, und unsere Mitarbeiter tragen einen extra für uns gestalteten Mund-Nasen-Schutz.


medianet:
Sie sind ein ‚alter Hase' in Ihrem Business und auch politisch aktiv. Wie lässt sich die Hotellerie in Wien wieder flottmachen?
Buocz: Es geht ja nicht nur um uns. Unser Elektriker bzw. unser Installateur machen 30 bis 40 Prozent ihres Umsatzes mit den Schick Hotels – und bei den anderen Häusern ist das selbstverständlich ähnlich.

Wir mussten so gut wie alle unserer 200 Mitarbeiter – bis auf die ‚Systemerhalter' – in Kurzarbeit schicken, und für mich ist alternativlos, dass die Kurzarbeit zumindest um drei Monate bzw. ein halbes Jahr verlängert wird.
Unsere Gruppe ist wirklich sehr gesund, u.a. stehen alle fünf Immobilien im Familienbesitz, das ist wahrscheinlich ziemlich einzigartig. Insgesamt wird sich der Tourismus neu aufstellen müssen, das ist keine Frage. Eine große Chance für Wien sehe ich z.B. im Potenzial als Drehscheibe für Nachtzüge. Man wird erkennen müssen, wie wichtig der Fremdenverkehr für unsere Bundeshauptstadt ist.

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