„Österreich muss noch sichtbarer werden”
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DESTINATION Redaktion 02.07.2021

„Österreich muss noch sichtbarer werden”

Lisa Weddig ist neue Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Was jetzt ganz oben auf ihrer Agenda steht.

••• Von Sabine Bretschneider

WIEN. Mit Lisa Weddig kommt eine erfahrene Managerin und innovative Kommunikatorin an die Spitze unserer wichtigsten Tourismusmarketing-Institution”, hatte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger die neue ÖW-Geschäftsführerin vorgestellt. medianet sprach mit Weddig über die schwierige Phase nach dem pandemiebedingten Stillstand und ihre zukünftigen Schwerpunkte.

medianet: Sie sind seit 1. Juni 2021 Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Wie wird Ihre Handschrift aussehen, was sind die Kernwerte, die die Österreich Werbung unter Ihrer Ägide definieren wird?
Lisa Weddig: Österreich muss sichtbarer werden, gerade in der aktuellen Restart-Phase. Der Werbedruck der Mitbewerber ist hoch, und wir dürfen uns nicht hinten anstellen. Wichtig ist mir eine neue Tonalität in der Kommunikation. Keep it simple! Wir müssen die Sprache unserer Gäste sprechen. Wir müssen vor allem eine gemeinsame Sprache sprechen – die Österreich Werbung und die neun Landestourismusorganisationen zusammen. Mit einer gemeinsamen Botschaft können wir die Sichtbarkeit für das Urlaubsland Österreich deutlich erhöhen. Wir sind hier bereits in einem guten Austausch mit den Landes­tourismusorganisationen und Destinationen.

Neben der Kommunikation hat die Österreich Werbung aber noch viele weitere Aufgaben. Wir tragen das Wissen aus unseren Marktbüros in die Branche. Niemand kennt Österreichs wichtigste Auslandsmärkte besser als die Kolleginnen und Kollegen vor Ort; diese Insights sind für die Branche sehr wertvoll und wir wollen sie mehr institutionalisieren. Und mit unserem Innohub NETA (Next Level Tourism Austria, Anm.) sind wir Treiber von Digitalisierung und Innovation, die in Zukunft wettbewerbsentscheidend sein werden. Hier wollen wir mit der Entwicklung von Prototypen das nächste Level erreichen.
Alles in allem ist mein Ziel, die Österreich Werbung zur besten Tourismusorganisation der Welt zu machen.

medianet: Wie sehen die wichtigsten Punkte Ihrer Strategie aus?
Weddig: Die Österreich Werbung sorgt in ihrer Kommunikation dafür, dass Österreich auf den Herkunftsmärkten sichtbar ist. Auf unseren sieben wichtigsten Nahmärkten – Deutschland, Schweiz, Polen, Tschechien, Ungarn, Niederlande und Belgien – fahren wir aktuell eine große Kampagne unter dem Slogan ‚Auf dich wartet ein guter Sommer' auf allen Kanälen, von TV über Radio, Out-of-Home, Programmatic Ads und Social ­Media.

Weitere Aktivitäten setzen wir für den Städtetourismus und die MICE-Branche, zwei Bereiche, die in der Pandemie besonders gelitten haben. Alleine für den Sommer investieren wir acht Millionen Euro. Und wir planen schon für den Herbst und vor allem den kommenden Winter. Das Sonderbudget der Bundesregierung aus dem letzten Jahr ermöglicht uns die breit angelegte Kommunikationsoffensive, die es in der Restart-Phase braucht.

medianet: Die Digitalisierung ist auch im Tourismus ein Topthema. Gibt es internationale Referenzmodelle, die zeigen, wohin die Reise gehen sollte?
Weddig: Wenn wir die Dinge auf den Boden bringen, die wir aktuell in der Pipeline haben, dann brauchen wir uns gar nicht im Ausland umzusehen. Es geht jetzt primär darum, Datenbestände im Tourismus zu öffnen und zusammenführen. Es gibt so viele Datensilos: in den Zimmerverwaltungssystemen, bei den Routenanbietern, Daten zur Schneelage usw. Um in der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen alle Beteiligten im Tourismus kooperieren und ihre Schätze zusammenführen, dann ergeben sich ganz spannende Innovationen und neue Anwendungsmöglichkeiten.

Mit Blick auf die Kommunikation müssen wir in Zukunft schneller sein, in Echtzeit reagieren und via Microtargeting gezielt die Informationen ausspielen, die der Gast jetzt braucht.

medianet: Welche Punkte hat die Österreich Werbung derzeit ganz oben auf der Agenda, um der Corona-Krise Herr zu werden? Welche Serviceleistungen bieten Sie in Österreich an – und welche Maßnahmen werden in den Auslandsmärkten gesetzt?
Weddig: Unsere Büros auf den Märkten sind wie gesagt wertvolle Assets. Wir können so die Situation auf jedem Markt genau beobachten und die geeigneten Kommunikationsmaßnahmen setzen, sobald sich eine Wiederkehr der Reisetätigkeit abzeichnet. Jeden Montag haben wir einen Call, um immer auf dem aktuellen Stand zu sein.

Während der Pandemie sehen wir einen großen Informationsbedarf seitens der Gäste zu Einreiseregeln und Sicherheitsmaßnahmen. Wir informieren unsere Gäste im Web, auf Social Media und über unser Urlaubsservice, die Kolleginnen und Kollegen bearbeiten in den letzten Wochen rekordmäßig viele Anfragen. Unsere Website verzeichnet Rekordzugriffe, zehn Millionen Aufrufe allein in den vergangenen sechs Monaten. Den Sicherheits-Content, den wir produzieren, stellen wir der Branche natürlich auch zur Verfügung, damit jeder Betrieb seine Gäste direkt informieren kann.

medianet: Im Herbst – oder auch schon früher – könnte eine weitere Infektionswelle bevorstehen. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen eineinhalb Jahren, die man nutzen könnte, um den Schock für die Betriebe abzufedern?
Weddig: Wir müssen für alle Eventualitäten planen und uns vorbereiten, damit wir schnell reagieren können, wenn einzelne Märkte auf- und andere zugehen. Wenn wir im letzten Herbst eines gelernt haben, dann, dass es oft anders kommt, als man es sich wünscht.

Die Vorzeichen sind heuer allerdings andere, der Impffortschritt und Österreichs gut ausgebaute Testinfrastruktur lassen einen gewissen Optimismus für den kommenden Winter zu. Wir planen derzeit mit Volldampf unsere Winterkampagne und werden reagieren, wenn wir reagieren müssen. Aber erst mal freuen wir uns auf einen guten Sommer.

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