Zwischenbilanz
© APA/AFP/Aris Oikonomou
Mailand Die Piazza del Duomo im Zentrum Mailands, am Freitag vergangener Woche fast menschenleer. Die ausbleibenden Gäste bringen die Wirtschaft in Bedrängnis.
DESTINATION Redaktion 06.03.2020

Zwischenbilanz

Überblick zu den Auswirkungen des Coronavirus auf den Tourismus. Aktuelle Zahlen von Statistik Austria, ÖHV und EU-Kommission.

WIEN. Redaktioneller Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe von medianet destination wäre die ITB Berlin (4. bis 8. März) gewesen. Allerdings litt die im Vorfeld ausgebuchte Messe unter einer Absagewelle der Aussteller. Die weltgrößte Tourismus-Messe wurde schließlich am Freitagabend vergangener Woche abgesagt. 69 österreichische Aussteller wären in Berlin vertreten gewesen. Die Österreich Werbung nahm die Absage mit Bedauern zur Kenntnis, bewertete die Absage aber gleichzeitig als „richtig im Interesse der Sicherheit und Gesundheit aller Aussteller und Besucher”.

Krisen-Hotspot Italien

Der Tourismus lebt von der Mobilität der Menschen, die Eindämmung von Covid-19 von der Bereitschaft zur Isolation. Die Fremdenverkehrsbranche war demgemäß die erste, die sich ernsthafte Sorgen wegen der ökonomischen Auswirkungen der Krise machen musste.

Der italienische Tourismus, speziell der Nobeltourismus, leidet 14 Tage nach dem Inkrafttreten strenger Maßnahmen zur Eingrenzung des Virus bereits gravierend. Nachdem in den vergangenen Wochen chinesische Besucher ausgefallen sind, hagelt es derzeit Stornos aus den USA. Kulturstädte, Museen und Skipisten sind fast leer. Italiens Wirtschaftsmotor-Region droht ins Stocken zu geraten – die Lombardei und Venetien, die beiden bisher am stärksten vom Coronavirus betroffenen Provinzen, generieren gemeinsam 31% des italienischen BIP.
Die europäische Tourismusbranche kostet das Coronavirus seit dem Ausbruch der Epidemie jeden Monat eine Mrd. € an Umsatz, publizierte EU-Wirtschaftskommissar Thierry Breton eine Schätzung.

Flugausfälle in Wien

Auch der Flughafen Wien schnürt wegen der Coronavirus-Krise ein Sparpaket – „vorsorglich”, wie der Airport am Montag in den Unterlagen zu einer Pressekonferenz betonte. Seit einer Woche brechen die Passagierzahlen in Wien-Schwechat deutlich ein. Gab es am Montag vergangener Woche, am 24. Februar, gegenüber dem Vorjahrestag noch ein Passagierplus von 6,2%, ging es am Dienstag um 2,1% nach unten, am Mittwoch um 9,3%, am Donnerstag um 9,1%, am Freitag um 10,% und am Samstag um 13,7%.

Insgesamt, so die aktuellsten Zahlen der Statistik Austria, die am 28. Februar für den Zeitraum November bis Jänner publiziert wurden, wirke sich die Coronavirus-Krise hinsichtlich China noch nicht dämpfend auf die Reisetätigkeit aus. Heuer im Jänner kamen rund 52.900 chinesische Touristen nach Österreich – das waren sogar um 35% mehr als im Vergleichsmonat 2018. Für Februar liegen noch keine Zahlen vor.

Heimische Hoteliers klagen

Eine Blitzumfrage der Österreichischen Hoteliervereinigung zeichnet schon ein anderes Bild: Heimische Hotels leiden unter Geschäftseinbußen, so das Fazit. In der gehobenen Kategorie berichteten 63% von 508 befragten Hoteliers von Stornos im Zusammenhang mit dem Coronavirus. 59% der Vier- und Fünf-Sterne-Häuser beklagen Buchungsrückgänge. Bei den Hotels, so die ÖHV, gingen die Neubuchungen gegenüber dem üblichen Geschäft im Schnitt um ein Viertel zurück.

Die Einnahmenausfälle pro Hotel betrügen bei knapp 55% der Hotels zwischen 1.000 und 10.000 €, vereinzelt (bei fast sieben Prozent) aber sogar über 100.000 € bis hin zu einigen Hunderttausend Euro. „In der absoluten Mehrzahl der Fälle liegen die Summen im vierstelligen Euro-Bereich. Es gibt aber auch sehr stark betroffene Unternehmen”, berichtete ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer unter Verweis auf Hotels mit Ausfällen „im mittleren sechsstelligen Bereich”. Dieses Ergebnis sei eine Momentaufnahme, betonte Gratzer. „Morgen kann die Situation schon ganz anders aussehen.” (APA/sb)

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