Kleine Gemeinde, große Chance
© z.V.g.
Dankbar Die Klein Meiseldorfer sind sehr erfreut, dass sie nun unabhängiger und vor Ort einkaufen können.
DOSSIERS Redaktion 17.05.2024

Kleine Gemeinde, große Chance

Klein Meiseldorf heißt nicht nur so, sondern ist es auch. Damit die Bürger im Ort kaufen, setzt man auf hybrid.

KLEIN MEISELDORF. Rund 850 Menschen haben ihren Hauptwohnsitz in der Gemeinde Meiseldorf im Waldviertel, etwas abseits an der Bundesstraße zwischen Horn und Eggenburg gelegen. Nikolaus Reisel stammt von hier und ist der Bürgermeister der Gemeinde. Dass es grundsätzlich wieder eine Nahversorgung gibt, ist gut. Denn davor sah die Situation so aus: „Wir saßen auf dem Trockenen. Der letzte Greißler hat vor vielen Jahren geschlossen. Also sind alle jeden Samstag nach Horn oder Eggenburg zum Einkaufen gefahren. Die Bevölkerung hat sich einen Greißler gewünscht.”

Die Gemeinde Meiseldorf dachte intensiv nach und entschloss sich zu einer großen Lösung. Der gesamte Ortskern in Klein Meiseldorf wurde neu gestaltet und auch ein Verkaufslokal für einen Nahversorger mitgedacht und -gebaut. Die ganze Sache hatte letztlich aber einen Haken: Es fand sich leider kein selbstständiger Kaufmann, der hier einen kleinen Supermarkt betreiben wollte.

Aus Not eine Tugend machen

Die Gemeinde war klarerweise enttäuscht, also entschloss sie sich, das Geschäft selbst zu betreiben. Das war im Jahr 2018. Was dann auf der Welt passierte, ist bekannt. Corona-, Finanz-, Energie- und Teuerungskrise setzten dem Unterfangen zu. „Das hat uns viel abverlangt”, erinnert sich Reisel, „aber man muss eben heizen und kühlen. Da kann man kaum ansetzen, und eine Photovoltaikanalge haben wir ja schon. Der größte Brocken, den wir beeinflussen konnten, war dann eben das Personal.” Zunächst gab es eigentlich nur die Möglichkeit, die Öffnungszeiten einzuschränken.

Doch dank des Leader-Programms – ein seit 1991 von der Europäischen Union ins Leben gerufenes Förderprogramm – wurde „aus der Krise rausinvestiert”. Das Programm umfasste ein Innovationsbudget, die Idee „Hybrider Shop” war neu. Also setzte man hier an und bekam die Mittel bewilligt.

(Fast) Immer einkaufen

Gemeinsam mit Großhandelspartner Kiennast gibt es nun im Ort Klein Meiseldorf einen hybriden Markt, der den Bewohnern seit September ermöglicht, dann einzukaufen, wenn sie wollen und können. „Wir sparen uns am Nachmittag das Personal. Vergleicht man die Umsätze, so konnten diese gesteigert werden”, freut sich Reisel über das Projekt und die spürbare Kundenzufriedenheit. Diesen Effekt führt er eben nicht nur auf hybrid, sondern allgemein auf die längeren Öffnungszeiten zurück. Wer in Wien oder St. Pölten gearbeitet hat, kaufte vorher dort ein. Kommt man nun um 18 Uhr im Wohnort an, geht sich der täg­liche Einkauf gemütlich aus.

Und man dachte noch weiter – so gibt es beispielsweise eine e-Tankstelle. Stärkung von Nahversorgung, Energiewende, Anreize für klimafreundliches Verhalten: „Nun ist alles entspannter, gemütlicher und nachhaltiger. Auch das ist Versorgungssicherheit.”

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL