••• Von Paul Christian Jezek
WELS. Die Milch ist in Ober-österreich zu Hause – das gilt etwa für die Berglandmilch, den heimischen Marktführer und eine der stärksten Molkereien Mitteleuropas.
Die Tradition des Unternehmens geht auf das Jahr 1900 zurück, als von einigen engagierten Landwirten in Schärding die „Erste Österreichische Zentrale Theebutter Verkaufsgenossenschaft” gegründet wurde, um die selbst erzeugte Butter gemeinsam zu sammeln und zu verwerten. Mitte der 60er- Jahre durchbrach Schärdinger die 1-Milliarden-Schilling-Umsatzgrenze und verlagerte den Schwerpunkt auf Produktion und Absatz von Markenkäse und Butter. „Im Vorjahr haben unsere 1.600 Mitarbeiter mehr als 900 Mio. Euro erwirtschaftet”, sagt Geschäftsführer Josef Braunshofer.
Noch eine beeindruckende Zahl: Berglandmilch hat 2014 ca. 1,281 Milliarden kg Milch verarbeitet. Und: Weit mehr als ein Drittel der Produkte wird über Österreichs Grenzen hinaus geliefert.
Der starke Dollar hilft
Die Berglandmilch liegt damit voll im Trend, denn um wirtschaftlich reüssieren zu können, müssen die heimischen Branchenteilnehmer noch stärker auf Export setzen.
Und das hat seinen Grund: Denn wiewohl das Milchwirtschaftsjahr 2014 erfolgsversprechend begann, brachte doch das Russland-Importembargo ab August den Verlust eines Absatzmarkts der EU für ca. 250.000 t Käse und ca. 30.000 t Butter – Mengen, für die neue Märkte gefunden werden müssen.
Zudem führten steigende Milchmengen zu einem starken Druck auf den Märkten. Anlieferungsrückgänge aufgrund deutlich gefallener Marktpreise Anfang 2015 sowie das Wirken der Quoten führten zu einer Erholung auf den Produktenmärkten. Doch die Milchquote endete heuer im März; seither gibt es keine Mengenbegrenzungen mehr, und die Milchmengen entwickeln sich nach Angebot und Nachfrage.
Hoffnungsmarkt Asien
Ein wesentlicher Faktor ist der neue Wechselkurs zwischen US-Dollar und Euro: Milchprodukte werden auf den Weltmärkten traditionell in Dollar gehandelt, was den europäischen Milchpreis stützt. Als neuer Absatzkanal für die Branche ist Asien ein wichtiges Thema. So sind die großen Molkereien am Weltmarkt schon vor mehr als zehn Jahren nach China gegangen und haben sich mit viel Kapitalaufwand Vertriebsnetze aufgebaut.
„Eine große Stadt in China hat zwischen 20 und 30 Millionen Einwohner, das ist das 3-Fache von ganz Österreich”, meint NÖM-Chef Alfred Berger. „Also einige Städte in China würden uns schon reichen …”
Konzentration auf Baden
China habe aktuell ein Milch-Defizit von rund 40 Milliarden Kilogramm. Berger: „Die gesamte EU-Produktion liegt bei 120 Milliarden Kilo, von Österreich kommen drei Milliarden. Im Massenmarkt werden wir daher nie mitspielen, aber wir sehen Möglichkeiten bei Spezialitäten.” Zuletzt hat der Badener Molkereikonzern NÖM seine Aktivitäten am Stammsitz konzentriert und die Übersiedlung und Schließung der Topfen- und Frischkäse-Produktion aus dem angemieteten steirischen Werk Hartberg plangemäß Ende Mai abgeschlossen. Nun wird in Baden produziert, wo im Vorjahr rund 12 Mio. € in den Ausbau geflossen sind. Durch die neuen und leistungsfähigeren Anlagen gibt es nun mehr Produktionsmöglichkeiten, erklärt Berger: „In Hartberg haben wir nur weiße Produkte gemacht; jetzt können wir mit Früchten, Rahm oder etwa Joghurt mischen.”
Eine neue Produktionsanlage nennt auch die Gmundner Milch am Heimatstandort ihr Eigen. Haltbare Milchprodukte und diverse Käsesorten zählen zu den gefragtesten Artikeln, sagt Geschäftsführer Michael Waidacher. „Wir haben uns auf die speziellen Wünsche und Bedürfnisse unserer Handelspartner eingestellt”, erklärt er die Strategie seines Unternehmens.
„Unser Team schafft es mit viel Einsatz erfolgreich, in einem harten internationalen Marktumfeld etwas ,Besonderes' zu bieten.”
Top-Märkte Italien und BRD
Auch für die Salzkammergut-Molkerei sind Exportanstrengungen unverzichtbar. So ist der größte Abnehmermarkt von Gmundner Haltbar-Milch das Nachbarland Italien, und auch Konsumenten aus Ländern wie Slowenien, Ungarn, Niederlande, China, Libyen oder dem Irak haben Geschmack an den Produkten der Gmundner Molkerei gefunden.
„Die Exportentwicklung ist eine der zentralen Stärken des Unternehmens und damit ein wichtiger Faktor für die Sicherung von Arbeitsplätzen und der Existenz von unseren rund 3.000 Milchbauern”, betont Waidacher.
Beachtliche 45% Exportquote konnte zuletzt die SalzburgMilch GmbH verzeichnen – davon das bei Weitem meiste nach Deutschland und Italien. 181,5 Mio. € haben die 278 Mitarbeiter der ehemaligen Alpenmilch Salzburg zuletzt erwirtschaftet. Auch hier wurde zuletzt eifrig gebaut: In der Rekordzeit von nur einem Jahr wurde das Werk 2 der SalzburgMilch als eine der europaweit modernsten Käsereien realisiert und Ende Mai in Betrieb genommen.
„Hier ist nun u.a. die sortenreine Verarbeitung von fünf verschiedenen Milchsorten sowie eine lückenlose Rückverfolgbarkeit aller Produkte möglich, wodurch höchste Qualitätsansprüche erfüllt werden können”, sagt Geschäftsführer Christian Leeb.
News aus Vorarlberg
Im Ländle war man mit einer runderneuerten Käserei schon früher „dran”: Die Vorarlberg Milch hat ihre neuen Käsepresswannen bereits 2011 in Betrieb genommen, zwei Jahre später kam der Einbau der neuen Topfenwannen hinzu; 2014 erfolgte last but not least der Umbau V-Milch Lädele und Lagerleitstand.
