Gastkommentar ••• Von Nikolaus Hartig
WIEN. Während die eindeutige Identifikation von Produkten – vom Produzenten über den Handel bis zum Konsumenten – mittels GS1 Standards lückenlos und standardisiert durchgeführt wird, ist dieses Thema bei Mehrwegladungsträgern noch ein Stiefkind. Dabei wäre aber zu bedenken, dass Paletten, Obst und Gemüsekisten, Dollies oder Rollies einen beträchtlichen Wert haben. Um jederzeit einen genauen Überblick über Eingang und Bestand dieser Artikel auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette zu haben, sollten sie daher ebenfalls in das Warenwirtschaftssystem integriert werden.
Dafür bieten sich derzeit drei Systeme an, basierend auf drei verschiedenen Technologien.
Die Verwendung des GRAI
Der Global Returnable Asset Identifier ist ein GS1 Standard, der zur Identifikation von Mehrweggebinden verwendet wird. Der Schlüssel besteht aus einer GS1 Basisnummer, gefolgt von einem Behältertyp und einer Prüfziffer, kombiniert mit einer optionalen Seriennummer. Der GRAI kann zusätzlich zu der zu liefernden Ware in den EANCOM Nachrichten in ein eigenes Feld eingegeben werden und liefert damit automatisch alle notwendigen Daten zu den verwendeten Mehrweggebinden.
Die Verwendung von RFID
Die Radio Frequency Identification ist eine Datenträgertechnologie, die Informationen via Radiofrequenzsignale übermittelt. Das System besteht aus einer Antenne und einem kombinierten Sende/Empfangsgerät, das die Informationen ausliest, sowie aus einem Transponder oder Tag zur Übertragung der enthaltenen Informationen. Diese Technik ist seit Jahren fertig entwickelt; durch den hohen Investitionsaufwand kommt es aber noch zu keiner breiten Verwendung.
Die Verwendung von Chips
Die neueste Entwicklung befasst sich mit der Integration von Chips in Mehrwegladungsträgern, die auf Bluetooth- oder Mobiltelefon-Technologie basieren.
Wird ein solcher Chip in Paletten, Dollies oder Mehrwegdisplays integriert, bieten sich damit folgende Möglichkeiten:
• Lokationfinder: Der Standort des Ladungsträgers und damit der Ware – ob am Lkw, im Lager oder im Verkaufsraum – kann eindeutig festgestellt werden.
• Temperaturüberwachung: Der Chip überwacht und speichert die Temperatur, der die Ware ausgesetzt ist – ein System, das gerade bei Tiefkühlprodukten, gekühlter Ware oder temperaturempfindlichen Produkten wie Schokolade von Bedeutung ist.
• Crashsensor: Mit dieser Technik ist es auch möglich, festzustellen, ob die Ware während des Transports einem Aufprall ausgesetzt war und es dadurch zu Beschädigungen gekommen ist.
• Gewichtserkennung: Gerade bei Platzierung von Paletten oder Displays im Verkaufsraum lässt sich damit durch Feststellung der Gewichtsreduktion der Abverkauf von Produkten aus der Ferne überwachen.
Verschiedene Wege zum Ziel
Es gibt eine Fülle von bestehenden und in Entwicklung befindlichen Systemen, die es ermöglichen, Mehrwegladungsträger eindeutig zu identifizieren und damit in bestehende Warenwirtschaftssysteme zu integrieren sowie zusätzlich wichtige Informationen über die auf dem Ladungsträger befindliche Ware zu bekommen. Die Zukunft wird zeigen, welcher Technologie der Durchbruch gelingen wird.