••• Von Reinhard Krémer
Das globale Wirtschaftswachstum hat im dritten Quartal 2024 die Erwartungen übertroffen, wie aus dem aktuellen Global Economic Outlook von Dun & Bradstreet hervorgeht. Daraufhin hob das Unternehmen die Jahresprognose von 2,4 auf 2,5% an. „Die stabile US-Wirtschaft und starkes Wachstum in Indien und China waren die Haupttreiber dieser Entwicklung” , sagt Arun Singh, Globaler Chefökonom bei Dun & Bradstreet. Gleichzeitig sieht der Bericht jedoch spezifische Risiken für Deutschland: Hohe Energiepreise, strukturelle Schwächen und eine schwache Nachfrage aus der Eurozone könnten das Land in eine Rezession treiben.
Die politischen Entwicklungen in den USA stellen laut dem Global Economic Outlook einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor dar. „Der jüngste Wahlsieg von Donald Trump bringt potenziell weitreichende Konsequenzen für die globale Wirtschaft mit sich”, erklärt Singh. „Der republikanische Wahlsieg gibt Trump ein Mandat für umfassende politische Veränderungen. Es ist jedoch unklar, inwieweit diese Maßnahmen tatsächlich wachstumsfördernd wirken werden.”
Der Bericht hebt hervor, dass Trumps wirtschaftspolitische Entscheidungen größere Haushaltsdefizite und inflationären Druck erzeugen könnten. „Dies könnte die Federal Reserve dazu zwingen, ihre für 2025 geplanten Zinssenkungen zu überdenken”, so Singh. Die Unsicherheiten könnten sich nicht nur auf die US-Wirtschaft auswirken, sondern auch globale Handels- und Finanzmärkte beeinflussen.
Zentralbanken lockern weiter
Die geldpolitischen Lockerungen der Zentralbanken in entwickelten Märkten sollen laut dem Global Economic Outlook dazu beitragen, die Binnennachfrage zu stärken und Rezessionsrisiken zu mindern. „Die Bank of Canada und die Federal Reserve haben die Zinssätze bereits mehrfach gesenkt, und auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Oktober zum dritten Mal in diesem Jahr die Zinsen reduziert”, erklärt Singh.
Singh erwartet, dass dieser Lockerungszyklus bis 2025 andauern wird. Eine lockere Geldpolitik könne dabei helfen, die Auswirkungen steigender Arbeitslosigkeit abzumildern und die Konjunktur in einer Phase abnehmender Inflation zu stützen.
Arbeitsmarkt kühlt ab
Der Bericht hebt hervor, dass ein gravierendes Problem in vielen entwickelten Volkswirtschaften zunehmend als Belastung wahrgenommen wird: „Die steigende Arbeitslosigkeit wird als wachsendes Problem erkannt”, sagt Singh.
Zugleich zeigt der Bericht, dass die lockere Geldpolitik weiterhin Konsum und Investitionen stützt. „Diese Maßnahmen stärken die Binnennachfrage und mindern Rezessionssorgen. Sie haben bislang geholfen, die Inflation zu kontrollieren, ohne das Wachstum erheblich zu belasten”, so Singh.
Schwellenländer profitieren
Die Lockerung der Geldpolitik in großen Volkswirtschaften kommt auch Schwellenländern zugute, wie der Bericht zeigt. „Indien sowie Teile des Nahen Ostens und Lateinamerikas profitieren von stabileren Währungen und einer geringeren importierten Inflation”, erklärt Singh. Diese Entwicklungen verschaffen den Zentralbanken in diesen Regionen mehr Handlungsspielraum, um den inländischen Preisdruck zu bekämpfen.
Deutsche Wirtschaft belastet
Für Deutschland zeichnet der Bericht ein weniger optimistisches Bild. „Volatile Energiepreise, hohe Arbeitskosten und eine schwache Nachfrage aus der Eurozone belasten die deutsche Wirtschaft erheblich”, erklärt Singh. Hinzu komme die notwendige Anpassung des Bundeshaushalts 2025 an die Vorgaben eines Verfassungsgerichtsurteils von 2023. Diese Belastungen könnten Deutschland in eine Rezession führen, warnt der Bericht.
Nahost-Spannungen bleiben
Laut dem Global Economic Outlook bleiben die Spannungen im Nahen Osten nach israelischen Vergeltungsschlägen auf militärische Ziele im Iran erhöht.
Dennoch bewertet Singh die Risiken als vorwiegend regional begrenzt: „Geopolitische Risiken im Nahen Osten stellen ein systemisches, regional begrenztes Risiko dar, ohne erhebliche globale Auswirkungen, und die Folgen auf globale Preisentwicklungen bleiben gering.”
Aufgrund der erhöhten Unsicherheit innerhalb der Region stuft Dun & Bradstreet politische und sicherheitspolitische Risiken im Oktober zu den am stärksten herabgestuften Kategorien ein.