Bitcoin oder doch lieber Betongold?
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Krypto ist eher Nervenkitzel als Vorsorge – und daher keine geeignete Form der Vorsorge, meint Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister der WKÖ.
FINANCENET Redaktion 29.08.2025

Bitcoin oder doch lieber Betongold?

Welche Vorsorgeform vor der Alterslücke schützt, checkt der Fachverband Finanzdienstleister der WKÖ.

WIEN. Die eigene Immobilie galt lange als „sichere Bank“. Doch in Zeiten steigender Zinsen, volatiler Märkte und digitaler Anlageformen wie Bitcoin fragen sich viele Österreicher: Welche Vorsorgeform ist heute noch verlässlich – und welche nur ein Hype? Der Fachverband Finanzdienstleister Österreich gibt einen faktenbasierten Überblick über Chancen, Risiken und steuerliche Aspekte möglicher Vorsorgemodelle – von der Vorsorgewohnung bis zur Kryptowährung.

Hochspekulativ & schwankend
Bitcoin, Ethereum und Co. erleben 2025 einen neuen Boom – befeuert durch ETF-Zulassungen, politische Unsicherheit und große Kurssprünge. Doch trotz wachsender Akzeptanz bleiben Kryptowährungen hochspekulativ: stark schwankend, schwer regulierbar und steuerlich komplex. „Wer mit Kryptowährungen fürs Alter vorsorgen will, braucht starke Nerven – und darf nicht alles auf eine Karte setzen“, warnt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister der WKÖ. Als Beimischung in risikoorientierten Portfolios mag Krypto Sinn ergeben – für solide Altersvorsorge fehlt es derzeit aber an Stabilität, Verlässlichkeit und Absicherung.

Signal für Vorsorge-Investoren
Nach dem Krisenjahr 2023 zeigt sich der österreichische Immobilienmarkt laut Re/Max-Research stabilisiert. Das Preisniveau bleibt 2025 weitgehend konstant (+0,3%), während Angebot und Nachfrage leicht steigen – insbesondere im Mietsegment. Sowohl Angebot als auch Nachfrage und Preis deuten auf Wachstum, wodurch der Markt wieder spürbar in Schwung kommt – ohne „Preisexplosion“. Besonders nachgefragt sind Mietwohnungen in guten Lagen. „Ein deutliches Signal für Vorsorge-Investoren“, sagt Hannes Dolzer.

Auch steuerlich attraktiv …
Wer nicht selbst einziehen will, sondern Einkommen für später sichern möchte, findet in der Vorsorgewohnung ein steuerlich attraktives Modell. „Anleger profitieren vom Vorsteuerabzug sowie von der Möglichkeit, Anschaffungs- und Finanzierungskosten steuerlich geltend zu machen“, so der Fachverbands-Obmann.

… mit geringem Risiko
Allein der Vorsteuerabzug kann bis zu 60.000 € betragen – eine beträchtliche Entlastung. Gleichzeitig braucht es rund 20–30% Eigenkapital, Geduld und eine stabile Vermietung über viele Jahre. Leerstand und Zinsrisiken können die Kalkulation rasch gefährden.

Sicherheit und Planbarkeit
Lebensversicherungen bieten Sicherheit, langfristige Planbarkeit und steuerliche Vorteile in der klassischen Form – allerdings bei eher geringer Rendite (1–2% p.a.). Sie eignen sich für konservative Anleger oder zur Hinterbliebenenvorsorge. Der Preis dafür: Geringe Flexibilität, lange Bindung und oft geringe reale Wertentwicklung nach Inflation. In der Form der Fondsgebundenen Lebensversicherung mit Investmentfonds bietet dieses Produkt auch höhere Renditen je nach Risikobereitschaft (4–6% p.a.).
Wer bereit ist, Marktschwankungen auszuhalten, findet in Investmentfonds oder ETFs eine renditestarke Vorsorgemöglichkeit. Sie bieten hohe Liquidität, gute Diversifikation und attraktive Renditechancen (4–7% p.a.). Doch sie erfordern einen langen Atem .

Das Fazit des Experten
Die beste Vorsorgestrategie ist immer individuell – und sollte professionell begleitet werden. Immobilien bieten reale Sicherheit, Fonds liefern Rendite, Versicherungen Stabilität – und Krypto? Eher Nervenkitzel als Vorsorge. „Es gibt nicht die eine richtige Lösung – aber viele schlecht informierte Entscheidungen“, sagt Hannes Dolzer. (rk)

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