••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Die „EY Attractiveness Survey” der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zur Attraktivität des Wirtschaftsraumes Europa und zu tatsächlichen Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in Europa liefert wie immer interessante Ergebnisse: Europaweit wurden im vergangenen Jahr insgesamt 5.962 Investitionsprojekte ausländischer Investoren angekündigt, ein Anstieg um ein Prozent (+85 Projekte).
Noch kein Vor-Corona-Niveau
Das Vor-Pandemie-Niveau wurde damit aber weiterhin deutlich verfehlt.
So lag die Zahl der ausländischen Investitionsprojekte um sieben Prozent unter dem Wert von 2019. Unter den größeren europäischen Standorten entwickelten sich im vergangenen Jahr die Türkei, Portugal, Polen und Irland mit Zuwachsraten von mehr als 20% besonders dynamisch.
Alpenrepublik legt zu
Österreich konnte sich zuletzt 2021 über einen Investitionszuwachs freuen: Die Investitionen stiegen damals gegenüber 2020 um über ein Drittel (35%) von 76 auf 103. 2022 bleiben die Gesamtinvestitionen konstant auf diesem Niveau und pendeln sich auf 101 ein.
Deutsche Unternehmen erwiesen sich im vergangenen Jahr einmal mehr als Investitionsmotor in Europa: Insgesamt 685 Investitionen führten sie im europäischen Ausland durch, das entspricht einem Anstieg um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mehr Investitionen – insgesamt 1.240 Projekte, plus sechs Prozent – tätigten nur US-Unternehmen. Wirft man einen Blick auf Österreich, so zeigt sich, dass auch hierzulande vor allem die deutschen Nachbarn investierten – 2022 waren es 44 Investitionen (2021: 52), wenngleich die Zahl im Vergleich zum Vorjahr auch etwas zurückgegangen ist.
Auf dem zweiten Platz der aktivsten Investoren in Österreich rangierte im Jahr 2022 die Schweiz mit 17 Investitionen (2021: 7), dicht gefolgt von den USA auf dem dritten Platz. Sie steigerten ihre Investitionen deutlich um mehr als 40% (2022: 16, 2021: 9).
Österreich kauft Deutschland
Die hohe Aktivität bei Investitionsprojekten in der Beziehung Deutschland und Österreich geht in beide Richtungen: So war Deutschland für heimische Investoren am attraktivsten – denn die meisten österreichischen Investitionen wurden innerhalb der deutschen Landesgrenzen getätigt (2022: 21, 2021: 29). Auf Platz zwei folgte Großbritannien (2022: 15), danach die Türkei (2022: 14), Frankreich (2022: 9) sowie Italien (2022: 6) und Serbien (2022: 5).
Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2021 auf 126 Investitionsprojekte von österreichischen Investoren im Ausland gab es 2022 einen Rückgang um knapp 20% auf 102.
Osten bleibt weiter stark
Im Osten Europas wurde 2022 ein erfreulicher Anstieg der Zahl der Investitionsprojekte registriert – trotz des Krieges in der Ukraine.
Diese Projekte fielen im Durchschnitt allerdings kleiner aus als im Vorjahr – vor allem die Zahl der Großprojekte, bei denen mehr als 500 Arbeitsplätze geschaffen werden, schrumpfte deutlich von 62 auf 54. In Westeuropa sank die Zahl derartiger Großprojekte nur von 94 auf 91.
Digital wirkt phänomenal
Die Digitalbranche – dazu zählen etwa Digital-Start-ups, Software-Entwickler, Anbieter von Online-Plattformen – war im vergangenen Jahr nicht nur für die meisten Investitionsprojekte in Europa verantwortlich, in dieser Branche wurden auch die meisten neuen Stellen angekündigt – und zwar 67.116.
Auf dem zweiten Platz kam die Automobil- und Fahrzeugindustrie mit 55.674 neuen Stellen zu liegen.