Die zweite Chance
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KSV: Eine rasche und einfache Entschuldung von Konsumschuldnern könnte die Solidargemeinschaft überstrapazieren.
FINANCENET reinhard krémer 03.03.2017

Die zweite Chance

Der KSV1870 will gescheiterten Unternehmern zweite Chance geben, keinen Freibrief für Konsumschulden.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Die geplante Änderung des Privatkonkurses ruft den KSV1870 auf die Barrikaden. Der Kreditschutzverband wehrt sich gegen eine Auslagerung von Konsumschulden einiger an die Solidargemeinschaft.

Im Rahmen von Schuldenregulierungsverfahren, dem „Privatkonkurs”, können sich nämlich derzeit ca. 87% der Schuldner auch gegen der Willen der Gläubiger restlos entschulden.

Sind 60 Euro wirklich zu viel?

Bei einer durchschnittlichen pro Kopf-Verschuldung von 58.500 € könnte eine monatliche Rückzahlung von nur ca. 60 € für eine solche Entschuldung bereits ausreichend sein. Manchen ist auch das noch zu viel; sie sprechen in diesem Zusammenhang von einer „unüberwindlichen Hürde”.

KSV1870-Experte Hans-Georg Kantner versteht diese Argumentation nicht: „Die 60 Euro pro Monat entsprechen ca. zwölf Schachteln Zigaretten, das ist ein Betrag, der für jeden leistbar ist und der Bevölkerung deutlich signalisiert: Die Verschuldung wird von jenem abgetragen, der sie verursacht hat; und die Kombination aus Schuldenmachen und Nicht-Bezahlen wird von der Rechtsordnung nicht gefördert oder gar belohnt!”
Was viele, die für eine rasche und einfache Entschuldung von Konsumschuldnern eintreten, nicht bedenken: Den Ausfall trägt die Gemeinschaft der guten Zahler. Wenn diese überstrapaziert wird, hieße das, am Solidaritätsprinzip zu rütteln, so der KSV.

Konzept für Fairness

„Wir sind unbedingt dafür, dass einmal gescheiterte Unternehmer einen zweiten Anlauf verdienen – in vielen Fällen zeigt sich auch, dass sie diesen gut nutzen können. Wer jedoch Schulden für Konsum anhäuft, sollte diese auch nach eigenen Möglichkeiten glätten. Das entspricht der allgemeinen Vorstellung von Fairness”, sagt Ricardo-José Vybiral, Vorstand der KSV1870 Holding AG.

Der KSV hat dazu ein Fairness-Konzept mit drei Ausrichtungen vorgelegt: Unterstützung der Regierung bei der Umsetzung der EU-Verordnung; Interessens­ausgleich für die Wirtschaft und Wahrung der Zweiten Chance für einmal gescheiterte Unternehmer.

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