Wien. Es ist noch keine Dekade vergangen, seit der Gründer der Superfund-Investmentfonds, Chris-tian Baha, die Flagge für den neuen „Superzyklus der Rohstoffe” schwenkte. Nicht lange darauf fuhren die Rohstoffpreise im Zuge der Finanzkrise in den Keller, um sich dann langsam zu erholen.
Während der vergangenen Wochen war es wieder so weit: Die Preise für Öl, Kupfer & Co. zogen massiv nach Süden. „In der letzten Woche mussten auch Soft Commodities wie Kaffee und Zucker Verluste hinnehmen”, sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank.
Investmentnachfrage hinkt
Dabei spielt offenbar nicht nur die flaue Weltkonjunktur eine Rolle: Die Preise für Platin und Palladium (beide werden als Katalysatoren verwendet; Anm.) zum Beispiel werden nach Ansicht von SG Commodities Research wie keine anderen Edelmetalle durch die Veränderungen der Investmentnachfrage beeinflusst. Hedgefonds und andere Anleger haben etwa bei Platin im Jahr 2013 so viele börsenotierte und mit echtem Metall besicherte Produkte gekauft, dass dadurch gleich 2% des weltweiten Angebots auf diesem Wege gebunden wurden. Bei Palladium waren es in den Jahren 2013 und 2014 jeweils 11% des Weltangebots, das für die Besicherung börsenotierter Produkte verwendet wurde, meldet die Société Général-Tochter.
Metalle und Öl …
Seit Jahresbeginn habe die Investmentnachfrage bei Platin und Palladium um 2,7% beziehungsweise 2,9% abgenommen, so die SG-Analysten. Die Hinterlegungen von weltweit lancierten Platin-Produkten an der Börse seien insgesamt seit August 2014 im Abwärts-trend und seither von einem Hoch bei 2,9 Mio. Unzen um 12,3% oder 315.000 Unzen gesunken. Die Palladiumhinterlegungen sanken seit der zweiten Monatshälfte Dezember und beschleunigten sich weiter im heurigen Jänner, als Investoren gleich 74.000 Unzen abverkauften. Kupfer hat sich preismäßig seit seinem Hoch im Februar 2011 fast halbiert; allein im letzten halben Jahr ging's um 18 Prozent nach unten. Auch der von vielen als Wendepunkt erhoffte, weil gestiegene chinesische Einkaufsmanagerindex half dem Kupferpreis nur wenig nach oben. Normalerweise reagiert dieser auf Nachrichten aus der chinesischen Industrie, da sie der weltgrößte Kupferabnehmer ist.
… zogen Richtung Süden
Auffällig ist der Absturz beim Ölpreis, von dem Euroland-Bewohner wegen des US-Dollar-Anstiegs aber nicht mehr allzuviel merken: Allein letzte Woche gab er gleich um vier Prozent nach. „Der Ölpreis hat sich 2014 halbiert”, meint Asoka Wöhrmann, CIO der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche AWM. „Wo das Gleichgewicht im Ölmarkt wiedergefunden wird, ist schwer zu prognostizieren. Sowohl der relativ neue Schieferölsektor als auch die strategisch neu positionierte OPEC sind 2015 die großen Unbekannten im Markt”, meint Wöhrmann.
Bleibt der Ölpreis im Keller?
Ein Fass Öl der Sorte Brent hat sich in den vergangenen Monaten in der Spitze von 115 auf 46 US-Dollar pro Fass verbilligt; zum Redaktionsschluss pendelte der Preis knapp unter 60 Dollar oder 53 Euro. Die Commerzbank erwartet, dass die Ölpreise ihren Abwärtstrend kurz- bis mittelfristig fortsetzen werden. Ein nachhaltiger Preisanstieg sei angesichts der reichlichen Versorgung mit Rohöl noch nicht zu rechtfertigen. Die Forderungen von Ecuador und Nigeria nach einer Sondersitzung der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) zeigen laut Commerzbank die Verzweiflung dieser Staaten.
Russlands Börse leidet
Der Absturz des Ölpreises macht auch Russland zu schaffen – mehr als die EU-Sanktionen, wie manche Experten meinen. Analysten erwarten einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts gleich um 4 bis 5%. Zwar werde die Rezession milder ausfallen als 2009, meint Peter Szopo vom Erste Asset Management (EAM), doch relativ zum Ölpreis verlaufe auch die Kursentwicklung an der Börse: Das KGV des russischen Aktienmarktes liege bei 6. „Eine Fortsetzung der Aktienrally erfordert eine Erholung des Ölpreises und eine Entspannung in der Ukraine mit Aussicht auf Lockerung der Sanktionen”, ist Erste-Experte Szopo sicher.