Europa muss Federn lassen
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AufrüstenMartina Sennebogen, Capgemini Österreich: „Unternehmen müssen ihre Berater mit digitalen Fähigkeiten ausstatten, ergänzt durch Agentic AI oder generative KI.”
FINANCENET Redaktion 13.06.2025

Europa muss Federn lassen

World Wealth Report 2025: Weniger Millionäre in Europa und im Nahen Osten, mehr in Nordamerika.

WIEN. Der aktuelle World Wealth Report 2025 des Capgemini Research Institute zeigt, dass die Zahl der vermögenden Privatpersonen (HNWIs) im Jahr 2024 weltweit um 2,6% gestiegen ist. Dieser Anstieg ist auf die steigende Zahl außerordentlich vermögender Privatpersonen (UHNWI) zurückzuführen, die um 6,2% zunahm.

Neue feste Größen beim Geld

Sie profitierten von starken Aktienmärkten und dem Optimismus im Kontext künstlicher Intelligenz. Aus der 29. Ausgabe der Studie geht hervor, dass alternative Anlagen wie Private Equity und Kryptowährungen mit einem Anteil von 15% an den Portfolios der HNWI inzwischen eine feste Größe sind. Ein günstiges Zinsumfeld und starke Renditen am US-Aktienmarkt trugen dazu bei, die Vermögensbildung im Jahr 2024 anzukurbeln. Nordamerika verzeichnete mit einem Anstieg der HNWI-Bevölkerung um 7,3% die größten Zuwächse. Im Gegensatz dazu ging in Europa, Lateinamerika und im Nahen Osten die Zahl der HNWI zurück aufgrund der makroökonomischen Herausforderungen.

Weniger – und mehr Reiche

In Europa sank die Zahl der HNWI um 2,1% aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation in den größten Ländern, wovon Österreich allein 8.000 Millionäre bis Ende 2024 verlor. Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der Ultra-HNWI in Europa um 3,5%, was die zunehmende Vermögenskonzentration widerspiegelt.

Innerhalb der größten Einzelmärkte waren die USA mit einem Zuwachs von 562.000 Millionären eindeutig führend, da die HNWI-Bevölkerung des Landes um 7,6% auf 7,9 Millionen anstieg. Im asiatisch-pazifischen Raum stieg die Zahl der vermögenden Privatpersonen um 2,7%, wobei es in der Region erhebliche Unterschiede gab. Hier ragen Indien und Japan heraus, die beide ein Wachstum von 5,6% verzeichneten und 20.000 bzw. 210.000 Millionäre hinzugewannen. Im Gegensatz dazu war das Wachstum in China negativ mit einem Rückgang um ein Prozent.

Lateinamerika lässt nach

Die HNWI-Bevölkerung Lateinamerikas ging um 8,5% zurück, was auf die Währungsabwertung und die fiskalische Instabilität zurückzuführen ist. Brasilien (–13,3%) und Mexiko (–13,5%) verzeichneten die größten Rückgänge. Die Zahl der vermögenden Privatpersonen im Nahen Osten ging um 2,1% zurück, was an den gesunkenen Ölpreisen liegt.
Vermögensverwaltungsfirmen bereiten sich aktiv auf eine neue Ära des Vermögenstransfers vor, in der in den nächsten zwei Jahrzehnten 83,5 Billionen USD den Besitzer wechseln und die nächste Generation von HNWI entsteht.

Übergabe in drei Phasen

Der Studie zufolge wird sich diese Übergabe in drei Phasen vollziehen: 30% der HNWI werden bis Ende 2030 eine Erbschaft erhalten, bis Ende 2035 sind es 63% und bis 2040 dann 84% der Befragten. Im Januar 2025 parkten HNWI-Anleger 15% ihrer Portfolios in alternativen Anlagen, einschließlich Private Equity und Kryptowährungen. 61% der HNWI der Millennials und der Gen Z sind bereit, mehr Risiken einzugehen, um ihr Vermögen zu vergrößern, indem sie Kapital in wachstumsstärkere Anlageklassen und Nischenproduktangebote investieren.

„Der große Vermögenstransfer wird ein entscheidender Moment: Obwohl das weltweite Vermögen steigt, planen 81 Prozent der Erben innerhalb von ein bis zwei Jahren nach der Erbschaft den Verwalter zu wechseln. Der drohende Verlust dieser kritischen Kunden ist ein erhebliches Risiko für die globale Vermögensverwaltungsbranche”, sagt Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini Österreich. „Die nächste Generation hat ganz andere Erwartungen als ihre Eltern, das erfordert neue Strategien.” (rk)

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