Heimische M&A-Szene ist resilienter als gedacht
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FINANCENET Redaktion 31.03.2023

Heimische M&A-Szene ist resilienter als gedacht

Deloitte M&A-Monitor: Trotz schwierigen Umfelds ist die Zahl der Transaktionen in Österreich nur leicht gesunken.

••• Von Reinhard Krémer

Makropolitische Spannungen, steigende Zinsen und hohe Inflation: Die Entwicklungen des vergangenen Jahres waren für den M&A-Markt alles andere als einfach. Doch während das herausfordernde Umfeld die Transaktionen auf globaler Ebene zahlenmäßig deutlich eingebremst hat, zeigt sich der heimische Markt laut Deloitte M&A-Monitor Österreich vergleichsweise robust.

„Die Zahl der Transaktionen mit österreichischer Beteiligung ist 2022 von 318 auf 311 nur leicht gesunken. Das ist ein Minus von lediglich zwei Prozent”, sagt Albert Hannak, Partner bei Deloitte Österreich.
Die Transaktionszahl beinhaltet sowohl Verkäufe von heimischen Unternehmen als auch die Zukäufe von österreichischen Investoren im Ausland. Generell sind die Zeiten am M&A-Markt aber eher rau. Das spiegelt sich nicht nur im zahlenmäßigen Rückgang der globalen Transaktionen wider, sondern auch in sinkenden Unternehmensbewertungen. Dennoch liegen die Kaufpreise für Unternehmen im längerfristigen Betrachtungszeitraum auf vergleichsweise hohem Niveau.

Internationalisierung

Schon lange erfährt der österreichische M&A-Markt eine Internationalisierung. In den vergangenen Jahren hat die Anzahl der Transaktionen im Ausland jedoch besonders stark zugenommen.

Das bestätigt auch die aktuelle Analyse: Im Vergleich zu 2021 ist die Zahl der Zukäufe durch österreichische Unternehmen im Ausland – sogenannte Outbound-Transaktionen – von 112 auf 136 gestiegen. Damit machen sie bereits 44% der Gesamttransaktionen aus. Die Anzahl rein österreichischer Transaktionen – auch Domestic-Transaktionen genannt – geht hingegen stetig zurück.
„Der Wettbewerb um den Kauf heimischer Unternehmen wird intensiver und auch internationaler. Wir beobachten daher tendenziell weniger Transaktionen, bei denen sowohl Käufer als auch Zielunternehmen aus Österreich stammen. Im Vorjahr waren es nur noch 16 Prozent”, sagt Andreas Hampel, Director bei Deloitte Österreich.

Die Industrie gibt den Ton an

Bei der Anzahl der Transaktionen lag der Industriesektor mit 67 Deals vorne, gefolgt von Unternehmen der Konsumgüterbranche mit 66 Transaktionen.

Der Immobilienbereich liegt mit 46 Deals auf dem dritten Platz. Besonders große Transaktionen waren im vergangenen Jahr der Verkauf des Stickstoffgeschäfts des Chemieunternehmens Borealis an die tschechische Agrofert-Gruppe um rund 810 Mio. €, die Übernahme der S Immo AG durch die CPI Porperty Group S.A. mit einem Kaufpreis von 775 Mio. € sowie der Kauf der Terreal Gruppe durch Wienerberger um rund 600 Mio. €. Ende des Jahres wurde zudem die Übernahme von 24,9% der Anteile der OMV durch Adnoc angekündigt.

Unsicherer Ausblick

Der Blick in die Zukunft des M&A-Marktes ist derzeit ungewiss. Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren wie makropolitische Entwicklungen, Inflation und hohe Zinsniveaus bremsen die Deal-Aktivität.

Gleichzeitig drücken die Zinsen und aktuelle Konjunkturaussichten weiter auf die Unternehmensbewertungen. „Natürlich sind Unternehmensbewertungen stark von externen Faktoren abhängig – letztlich sind sie aber auch das Ergebnis von Angebot und Nachfrage”, so Albert Hannak.

Megatrends sind die Treiber

„Megatrends wie digitale Transformation sowie die Energiewende, welche mit einem hohen Investitionsbedarf einhergehen, werden in Zukunft wesentliche Treiber bei Übernahmeaktivitäten sein. Um sich hier Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, müssen heimische Unternehmen ihre M&A-Strategie jetzt an die neuen Gegebenheiten anpassen”, sagt Hannak.

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