••• Gastkommentar von Roland Hotz
ZÜRICH. Wandelanleihen sind im Prinzip ein Aktieninvestment mit Airbag. Die Besonderheit dieser festverzinslichen Wertpapiere besteht in der Zusatzoption, die Anleihe in einem bestimmten Zeitraum in eine vorher festgelegte Anzahl Aktien desselben Unternehmens umwandeln zu können – nicht zu müssen.
Das wichtigste Merkmal ist aber das asymmetrische Kursverhalten – also die Kombination aus garantiertem Rückzahlungspreis zur Fälligkeit (Kapitalschutz) und Kurspotenzial aufgrund der Partizipation an steigenden Kursen der unterliegenden Aktie über das Wandlungsrecht.
US-Zinswende vor der Tür
Insbesondere im momentanen Umfeld, wo die Aktienmarkttendenz nicht eindeutig ist und in Erwartung des Ausstiegs aus der überliquiden Geldpolitik in den USA mit den zu erwartenden Zinserhöhungstendenzen, sind Wandelanleihen eine interessante Anlagealternative. Zwar beinhalten sie wie normale Anleihen einen Kupon, allerdings besteht eine deutlich tiefere Zinssensitivität.
Zum einen gilt: Je höher die Zinsen, desto höher der Wert des Wandelrechts – das ist von Vorteil. Zum anderen ist das Umtauschrecht von Nutzen. Denn Wandelanleiheninvestoren haben nicht nur das Recht die Aktie zu erhalten, sondern sie veräußern gleichzeitig die Anleihe.
Immun gegen Zinserhöhungen
Aufgrund ihrer Konstruktion und dieses Ablaufs können „Wandler” einen Kursverlust aus steigenden Zinsen bei gleichzeitig positiven Aktienmärkten – im Vergleich zu einem gemischten Portfolio aus Renten und Aktien – vermeiden. Beispielsweise reagieren Wandelanleihen mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von bis zu drei Jahren deutlich weniger auf Zinserhöhungen als andere Anleihengattungen.
Das belegen fünf Perioden steigender Zinsen seit 1999. Jedes Mal konnten Wandler nicht nur eine Rendite erwirtschaften, sondern erzielten zudem eine Outperformance gegenüber deutschen Staatsanleihen und globalen Unternehmensanleihen sowie vier Mal gegenüber globalen Hochzinsanleihen.
Generell ist das Chancen-/Risiko-Verhältnis bei Wandelanleihen beachtenswert. Zum Beweis dient ein langfristiger Vergleich. Dieser zeigt, dass Wandelanleihen von Dezember 1996 bis Ende September 2015 eine durchschnittliche Jahresrendite von 6,74 Prozent ausweisen (Thomson Reuters Global Convertible Index, EUR hedged). Erst dahinter folgt mit 6,11 Prozent jährlicher Performance der Aktienindex MSCI World AC, LOC.
Mit 5,30 Prozent durchschnittlichem Jahresertrag sind Unternehmensanleihen an Position drei (ML Global Broad Market Corp, EUR hedged); das sind immerhin 1,44 Prozent Mehrrendite gegenüber herkömmlichen Anleihen und über ein halbes Prozent Outperformance im Vergleich zu Aktien.
Blick über den Gartenzaun
Es lohnt sich also für Investoren, auch einmal fernab der Mainstream-Anlageklassen Ausschau zu halten. Denn durch die Beimischung von Wandelanleihen erreichen Anleger eine spürbare Reduktion des Gesamtrisikos des Portfolios und einen enormen Diversifikationseffekt – mit der Partizipationsoption an steigenden Aktienmärkten. Aufgrund der meist hohen Stückelungen von Wandelanleihen bietet sich in dieser Anlageklasse die Fondslösung an.