Musterschüler bei Stresstests
© OeNB
„Österreichs Banken sind hervorragend gerüstet”, bescheinigt OeNB-Vize Haber.
FINANCENET Redaktion 17.04.2020

Musterschüler bei Stresstests

Österreichs Banken haben ihre Hausaufgaben gemacht – und sind für Turbulenzen gerüstet.

••• Von Helga Krémer

WIEN. Die Berichte der österreichischen Finanzinstitute für das Geschäftsjahr 2019 hatten ein durchwegs schönes Bild gezeichnet, dann trat Covid-19 in unser aller Leben, und die Banken sahen sich gezwungen, ihre Prognosen und Pläne für 2020 zumindest anzupassen. So geht etwa die RBI von einer schweren Rezession in der Eurozone aus (Annahme für 2020: 4% BIP-Rückgang) und hält negative Folgewirkungen auf die Märkte der RBI für wahrscheinlich (Annahme für 2020: bis zu 6% BIP-Rückgang). Steht uns jetzt also wieder eine Bankenkrise ins Haus?

OeNB & IWF-Einschätzungen

Österreichs Finanzsektor und die heimischen Kreditinstitute seien auch für potenzielle wirtschaftliche Turbulenzen sehr gut aufgestellt, heißt es dazu aus der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Gerade erst vor wenigen Wochen habe der Internationale Währungsfonds (IWF) bestätigt, dass die österreichischen Finanzinstitute in allen Stresstests hervorragend abschneiden. Der Aufbau von Puffern in den letzten Jahren bestätige sich jetzt als wichtiger Faktor für die Finanzmarktstabilität. So schreibt der IWF Anfang März in seiner „Publication of Financial Sector Assessment Program Documentation-Technical Note on Macroprudential Policy Framework and Tools”, dass sich die Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors in Österreich seit der globalen Finanzkrise erheblich verbessert habe.

Österreichische Banken – sie machen über 75% des Gesamtvermögens des Finanzsystems aus – hätten ihr Kapital seit 2008 verdoppelt, und auch die Kreditqualität habe sich verbessert. Strengere Regeln der staatlichen Aufsicht hätten ebenfalls dazu beigetragen, dass mögliche Gefahren, die vom Bankensektor ausgehen, heute geringer seien als zur Finanzkrise.
„Die österreichischen Banken sind damit auch für mögliche turbulente Zeiten in der Realwirtschaft hervorragend gerüstet. Kapitalpuffer wurden genau dafür aufgebaut, um genutzt zu werden, wenn es einmal erforderlich werden sollte”, betont OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber. Die OeNB beobachte laufend alle Entwicklungen auf den Märkten und bei den Kreditinstituten. „Wo erforderlich, werden zusätzliche Informationen von den Banken eingeholt, um immer ein aktuelles und umfassendes Lagebild zu haben. Gleichzeitig werden wir Banken vorübergehend von rein statistischen Meldeerfordernissen so weit wie möglich entlasten”, so Haber. Die OeNB analysiert laufend die Entwicklungen im Bereich der Finanzmarktstabilität und ist in enger Abstimmung mit den nationalen Behörden sowie den europäischen und internationalen Institutionen.
Und die Banken in Osteuropa, können die unseren etwas anhaben? Andreas Treichl, WKO-Spartenobmann, gab diesbezüglich Entwarnung: „Die Systeme von Polen bis Kroatien sind alle sehr gesund und gehören zu den am besten kapitalisierten Systemen. Mit großer Sicherheit ist zu erwarten, dass von dieser Region keine negativen Entwicklungen kommen.”

Banken hatten gut zu tun

Zuerst lag der Fokus für die heimische Bankwirtschaft auf der Sicherung der Bargeldversorgung und des Zahlungsverkehrs, dann auf Überbrückungsfinanzierungen. Unsere Banken hatten bis Ende März Tausende Kredite umgeschuldet, zusätzliche Finanzierungen in Höhe von über drei Mrd. € vergeben und Aufschübe bei Leasingverträgen eingeräumt.

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