Um die Finanzen der Frauen steht es schlecht
© Erste Bank/Marion Payr
Gerda Holzinger-Burgstaller, Vorstands­vorsitzende der Erste Bank ­Österreich.
FINANCENET Redaktion 05.03.2021

Um die Finanzen der Frauen steht es schlecht

Eine aktuelle Studie der Erste Bank und Sparkassen zeichnet ein düsteres Bild der Situation in Österreich.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Mit den Finanzen der Frauen in Öster­reich steht es nicht zum Besten. Die Probleme sind viel­schichtig und beginnen bei geringerem Einkommen als Männer, was zu gravierenden Pensionslücken und oft zur Altersarmut führt.

Im Vergleich zu Männern verdienen Frauen nämlich noch immer um 20,4% weniger, ihre Teilzeitquote beträgt 47,7%, und die durchschnittliche Alterspension der Österreicherinnen liegt nur bei 1.064 € im Monat – das ist deutlich unterhalb der Armutsgrenze von derzeit 1.259 € pro Monat.
„Die vielen Faktoren, die Frauen in Österreich schlechter stellen als Männer, führen leider dazu, dass man sich hierzulande um die finanzielle Gesundheit der Frauen wirklich Sorgen machen muss”, sagt die Vorstandsvorsitzende der Erste Bank, Gerda Holzinger-Burgstaller, zu den aktuellen Zahlen.

Handeln ist gefragt

Angesichts der 4,49 Mio. Bürgerinnen, die insgesamt in Österreich leben, muss man sich diesen Problemen aktiv stellen.

„Es ist nicht einzusehen, dass vornehmlich Frauen die Kindererziehung in Österreich übernehmen, aber die Versicherungsverläufe dadurch Lücken aufweisen und sich das in niedrigeren Pensionen und einem höheren Armutsrisiko niederschlägt”, sagt die Erste Bank-CEO. Zum Beispiel fiel der Equal Pension Day im Jahr 2020 schon auf den 30. Juli – das ist jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen bis Jahresende erhalten werden.
Oder, anders gesagt: Die Frauen erhalten in Österreich im Schnitt gleich um 42% weniger Pension als Männer.

Finanziell besser aufstellen

„Gerade vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Lebensläufe mit langen Karenzzeiten sowie Teilzeitarbeit sowie des daraus resultierenden Gender Pay Gaps müssen sich Frauen finanziell besser aufstellen und für die Zukunft vorsorgen. Wichtig ist, dass sie sich selbst aktiv um ihre finanzielle Gesundheit kümmern. Zudem sollten sie sich angesichts einer Scheidungsrate von über 40 Prozent in Österreich auch nicht auf den Partner verlassen”, so Holzinger-Burgstaller.

Finanzielle Unabhängigkeit

Laut einer aktuellen Studie von Imas im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen, bei der insgesamt 1.350 Österreicherinnen und Österreicher befragt wurden, ist 77% der Frauen eine finanzielle Unabhängigkeit von ihrem Partner, Eltern sowie Kindern „sehr wichtig”. Bei den Männern sehen dies nur 64% so.

„Gleichzeitig sind Frauen deutlich häufiger auf eine finanzielle Unterstützung durch ihre Familie angewiesen. Während bei den Frauen 30 Prozent auf eine finanzielle Unterstützung durch ihre Familie angewiesen sind, sind es bei den Männern nur 14 Prozent ”, sagt die Vorstandsvorsitzende der Erste Bank. Für 82% der Frauen und 79% der Männer steht jedenfalls fest, dass ein besseres Finanzwissen heute ein absolutes Muss ist. 89% wollen Finanzbildung in der Pflicht- und weiterführenden Schulen, 82% auf den Universitäten.

Finanzbildung ist ein Muss

67% der Befragten wünschen sich, dass Banken und Sparkassen dieses Wissen vermitteln. Aus der Studie geht auch deutlich hervor, dass Frauen mit 41% etwas offener für Beratung sind als Männer (32%).

„Diese Bildungsverantwortung nehmen wir mit den unterschiedlichsten Angeboten wahr, denn finanzielles Unwissen behindert das soziale, ökonomische und kulturelle Leben” , gibt Gerda Holzinger-Burgstaller die Richtung vor.

Wer für wen spart

Sparen ist für Frauen tendenziell etwas wichtiger als für Männer. So geben 54% der Frauen an, dass ihnen Sparen „sehr wichtig” ist, aber nur 49% der Männer sind dieser Meinung.

Während die österreichischen Frauen am häufigsten Geld für ihre Kinder (55%) sowie für ihre Enkel, Paten oder sonstige nicht eigene Kinder (31%) beiseite­legen, sparen Männer hierzulande häufiger Geld für ihre Partnerin (47%). Coronabedingt ist auch die Sparquote in den letzten zwölf Monaten deutlich angestiegen.

Frauen setzen auf Sicherheit

„Sparen ist im Kerncharakter aller Menschen verankert, aber bei der Produktauswahl zeigt sich ein Geschlechterunterschied. Frauen bevorzugen mehr Sicherheit bei der Geldanlage, während Männer risikoreicher unterwegs sind”, erläutert Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank.

Die Österreicherinnen und Österreicher greifen trotz Nullzinsphase und Inflation vor allem zu Sparbuch (Frauen 76%; Männer 71%), Bausparer (Frauen 59%; Männer 50%) und Lebensversicherungen (Frauen 47%; Männer 48%).
Aber Wertpapiere nutzen laut Studienergebnissen nur 36% der Frauen, aber 40% der Männer.

Wissen ist Macht – und Geld

„Erfreulich ist, dass 27 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer mehr in Wertpapiere investieren würden, wenn sie mehr Wissen dazu hätten. Hier gibt es mittlerweile ein großes Umdenken, und die Österreicherinnen und Österreicher erkennen, dass in einer Niedrigzinsphase wie wir sie seit Jahren erleben, mit dem Sparbuch wertvolles Geld verpufft wird”, so Privatkundenvorstand Thomas Schaufler.

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