Viele Händler sind mit den Banken unzufrieden
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FINANCENET Redaktion 10.10.2025

Viele Händler sind mit den Banken unzufrieden

Banken sollten ihre Händlerdienstleistungen modernisieren, weil sie im Wettbewerb mit agileren PayTechs stehen.

Der kürzlich veröffentlichte World Payments Report 2026 des Capgemini Research Institute hebt den zunehmenden Druck auf Banken hervor, ihre Händlerdienstleistungen zu modernisieren, da sie im Wettbewerb mit agileren PayTechs stehen – also mit Unternehmen, die speziell gegründet wurden, um Technologielösungen zur Erleichterung von Zahlungen anzubieten. Die nun bereits zum 21. Mal erscheinende Studie kommt zu dem Schluss, dass Banken vor einer schwierigen Aufgabe stehen, da die Zufriedenheit insbesondere bei kleinen (15%) und mittelständischen Händlern (22%) sehr gering ist.  Dennoch bevorzugen 66% der Händler für ihre Finanzdienstleistungen nach wie vor traditionelle Anbieter, was eine bedeutende Chance für die Zukunft darstellt. Laut der neuen Studie haben Banken das Geschäft mit Händlerdienstleistungen aufgrund von Margenverengung, zunehmend komplexer Infrastruktur und hohen Betriebskosten zurückgestellt, sodass PayTechs in die Bresche gesprungen sind, um diese Lücke zu füllen.

Wer das Match gewinnt
„Viele Banken konzentrieren sich auf das Kartengeschäft und vernachlässigen Händler. Dadurch konnten digitale Wettbewerber Marktanteile gewinnen“, sagt Martina Sennebogen, Vorstandsvorsitzende bei Capgemini Österreich. „Da 40% der Händler nach Alternativen suchen, drohen Banken aus dem Händler-Ökosystem zu fallen. Wer schnell handelt, Reibungen abbaut und KI nutzt, kann im Wettbewerb mit PayTechs bestehen.“ Während 70% der Händler geringe Zahlungsausfälle und eine zuverlässige Infrastruktur in einer digitalisierten Umgebung schätzen, sind nur 19% der Banken von ihrer eigenen Fähigkeit überzeugt, diese Dienstleistungen zu erbringen.

Ebenso verlangen 69% der Händler ein schnelles und nahtloses Onboarding, doch nur 13% der Führungskräfte im Bankwesen glauben, dass ihre Institute vollständig in der Lage sind, diesen Service zu bieten. Der Report hebt auch die großen Herausforderungen beim Onboarding von Händlern durch Banken hervor, die bis zu sieben Tage dauern kann und durchschnittlich bis zu 496 USD kostet. PayTechs hingegen ermöglichen es Händlern, in weniger als 60 Minuten für nur 214 USD live zu gehen. Dieser langsame und umständliche Prozess kostet Händler sowohl Umsatz als auch Geduld und führt dazu, dass viele von ihnen abwandern.

PayTechs überholen Banken
Was das Innovationstempo angeht, überholen PayTechs die Banken und schaffen damit eine erhebliche Diskrepanz. So haben beispielsweise 70% der PayTechs Payments Orchestration eingeführt, also einen Prozess, bei dem Unternehmen ihre verschiedenen Zahlungsdienstleister (PSPs), Banken und Acquirer über eine einzelne Plattform verwalten und integrieren.
Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die intelligente Weiterleitung von Transaktionen, nur 47% der Banken verfügen derzeit darüber. Weitere 41% der Banken geben an, GenAI in ihren gesamten Betriebsabläufen einzusetzen, verglichen mit 60% der neueren Marktteilnehmer.

PayTechs prägen Erwartungen
Ebenso prägen PayTechs die Markterwartungen im Einklang mit regulatorischen Veränderungen: Fast die Hälfte von ihnen räumt digitalen Währungen der Zentralbanken und Stablecoins Priorität ein, und 59% befassen sich mit Rahmenwerken für digitale Identitäten, gegenüber nur 23%bzw. 38%der Banken. Lücken bei der Betrugsbekämpfung und der Zahlungsabwicklung sind ein weiterer Bereich mit Verbesserungspotenzial. Nur 26% der Führungskräfte von Banken geben an, dass sie Vertrauen in ihre fortschrittlichen Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung und Datensicherheit haben.

Händler spüren Belastung
Händler spüren diese Belastung besonders stark und melden Verluste von etwa zwei Prozent ihres Gesamtumsatzes durch Zahlungsbetrug und bis zu neun Stunden Ausfallzeit pro Jahr aufgrund unzuverlässiger Systeme. In den letzten zehn Jahren haben sich die weltweiten bargeldlosen Transaktionen vervierfacht, wobei fast 90% davon im Einzelhandel und im B2C-Bereich getätigt wurden. Im Jahr 2024 wird das Volumen schätzungsweise über 1,6 Bio. erreichen, wobei Prognosen davon ausgehen, dass es bis 2029 3,5 Bio. überschreiten wird. Weltweit gewinnen Sofortzahlungen und digitale Geldbörsen im Zahlungsmix an Einfluss und steigen von 13% im Jahr 2020 auf 25% im Jahr 2024. Im Gegensatz dazu wird der Anteil der Karten am Zahlungsmix im gleichen Zeitraum voraussichtlich von 65% auf 52% zurückgehen, auch wenn die Gesamtzahl der Kartentransaktionen weiter zunimmt. Der asiatisch-pazifische Raum führte den Anstieg mit fast 800 Mrd. digitalen Transaktionen im Jahr 2024 an, wobei für 2025 ein Wachstum von 21% gegenüber dem Vorjahr erwartet wird. Im Gegensatz dazu verzeichnete Nordamerika im Jahr 2024 etwa 256 Mrd. digitale Transaktionen, wobei für das kommende Jahr ein langsameres Wachstum (sieben Prozent) prognostiziert wird, da Karten weiterhin den Zahlungsmix dominieren.

Gelegenheit für Banken
Die Kombination aus steigenden Transaktionsvolumina im E-Commerce und der Stabilität des Zahlungsgeschäfts macht Merchant Servicing zu einer hervorragenden Gelegenheit für Banken, ihre Beziehungen über die reine Abwicklung hinaus zu vertiefen.  Banken können ihre einzigartigen Stärken, darunter das über Generationen hinweg aufgebaute Vertrauen und die Macht des Betriebskapitals, nutzen, um Geschäfte zurückzugewinnen. Konkret nennen Händler die starke Markenreputation der Banken (78%), die wahrgenommene Stabilität und langfristige Präsenz auf dem Markt (49%) sowie das im Vergleich zu PayTechs breitere Spektrum an Finanzprodukten (46%).

Angebot schafft Nachfrage
Händler scheinen bereit zu sein, wieder zu traditionellen Anbietern zurückzukehren, wenn Banken und Zahlungsanbieter integrierte, branchenspezifische Mehrwertdienste anbieten können, wie z. B. eine reibungslose Integration mit Essenslieferplattformen für Restaurants oder nahtlose Treueprogramme für Einzelhändler. Acht von zehn Händlern geben außerdem an, dass sie einen Wechsel zu einer Bank in Betracht ziehen würden, wenn diese alle Dienste eines PayTech-Anbieters zum gleichen Preis anbieten könnte.

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