Wenn Greenwashing  ein teurer Spaß wird
© PantherMedia.net/anyaberkut
FINANCENET Redaktion 24.10.2025

Wenn Greenwashing ein teurer Spaß wird

Österreichische Unternehmen tun sich oft schwer mit dem Nachhaltigkeitsreporting, sagt Deloitte.

Seit dem Geschäftsjahr 2024 sind große Unternehmen EU-weit verpflichtet, nach dem Regelwerk der Corporate Sustainability Reporting Directive über Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten. In Österreich steht die Implementierung der CSRD zwar noch aus, ein überwiegender Teil der betroffenen Unternehmen setzt die Vorgaben aber bereits auf freiwilliger Basis um. Das ist zwar grundsätzlich begrüßenswert, ein genauerer Blick auf die Berichte verdeutlicht jedoch einiges an Optimierungspotenzial.

Das zeigt eine aktuelle Analyse von Deloitte Österreich von insgesamt 46 Nachhaltigkeitserklärungen österreichischer Unternehmen. So entsprechen etwa viele der in den Berichten als positiv beschriebenen Auswirkungen für Umwelt und Gesellschaft nicht der Realität. „Tatsächlich bringen nur 40% der angeführten positiven Auswirkungen auch reale Verbesserungen. Viel zu oft sind sie lediglich Reaktionen auf zuvor verursachte negative Effekte“, sagt Alfred Ripka, Partner und ESG-Experte bei Deloitte Österreich.

Klarere Abgrenzung nötig
„Mit dieser verfälschten Darstellung des eigenen Schaffens riskieren die Unternehmen ernsthafte Greenwashing-Vorwürfe. Es braucht dringend eine klarere Abgrenzung zwischen echten positiven Auswirkungen und Maßnahmen zur Verringerung negativer Effekte“, so Ripka. Verbesserungspotenzial besteht auch bei der generellen Berichtsqualität: Rund die Hälfte der Berichte weist bei den Angaben zu Verwaltungs-, Leitungs- und Aufsichtsorganen Defizite auf. Die häufigsten Mängel sind unvollständige Angaben (36%), unklare Informationen (26%) und schwer auffindbare Inhalte (13%) – und das, obwohl es sich hierbei nicht um komplexe themenspezifische Nachhaltigkeitszusammenhänge handelt, sondern um rein beschreibende Elemente der Unternehmens-Governance.

Unsaubere Umsetzung
„Es ist davon auszugehen, dass die bestehenden Mängel nicht etwa aus fehlenden oder schwer bereitzustellenden Informationen resultieren, sondern vor allem einer unsauberen Umsetzung der Offenlegungsanforderungen geschuldet sind. Die gute Nachricht: Seitens des Normgebers wird hier gerade noch einmal nachgebessert. Es ist zu hoffen, dass die Anforderungen dadurch leichter verständlich werden und sich die Qualität der Berichte so insgesamt hebt“, meint Alfred Ripka.

Auffällig ist auch die komplizierte Struktur, nach der die Berichte aufgebaut sind. Dadurch wird die Erfassung von Zusammenhängen zwischen wesentlichen Auswirkungen, Chancen und Risiken (IROs), Managementkonzepten, Maßnahmen und Zielen enorm erschwert. Das wirkt sich negativ auf die Lesbarkeit und allgemeine Übersichtlichkeit der Berichte aus.

Viel Blabla um nix
Zudem zeigt sich, dass die Berichte österreichischer Unternehmen eine signifikant höhere Seitenzahl aufweisen als der europäische Durchschnitt. „Für eine bessere Lesbarkeit gilt es Nachhaltigkeitszusammenhänge mehr herauszuarbeiten und übersichtlicher zu gestalten. Empfehlenswert ist beispielsweise IROs und betreffende Konzepte, Maßnahmen sowie Ziele je Aspekt an einen Platz im Bericht zu stellen“, sagt der Experte.

Erschwerte Verständlichkeit
Auch wenn die bestehen Berichtsfristen und -pflichten durch die von der Europäischen Kommission veröffentlichten Omnibus-Pakete verschoben werden, bleiben die grundlegenden Anforderungen bestehen. Eine zeitnahe Optimierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung bleibt damit unerlässlich.  „Unternehmen sichern sich so nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern verhindern auch Sanktionen. Immerhin sollen die Zwangsstrafen für Verstöße gegen die CSRD künftig bis zu fünf Prozent der jährlichen Umsatzerlöses betragen“, sagt Alfred Ripka.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL