Wenn Wasser zu Geld wird
© Swisscanto Invest/Michael Kessler
Gerhard Wagner, Portfolio Manager des Swisscanto (LU) Equity Fund Global Water Invest B.
FINANCENET 19.02.2016

Wenn Wasser zu Geld wird

Expert View: Wasserknappheit wird weltweit ein immer drängenderes Problem. Es rückt auch immer stärker in den Fokus der Investmentbranche.

••• Von Gerhard Wagner

ZÜRICH. Ein großes Problem ist die im globalen Durchschnitt zunehmende Wasserknappheit aufgrund der Bevölkerungszunahme und des Wirtschaftswachstums, welcher noch schwerer wiegt. Dies liegt am versteckten Wasserverbrauch, zum Beispiel in der Produktion unserer Konsumgüter wie Mobiltelefone, Autos oder auch in der Herstellung von Lebensmitteln wie Rindfleisch.

Der aktuelle weltweite Verbrauch liegt bei 4.500 km³ Wasser und entspricht damit ungefähr der globalen Nachfrage. Bis zum Jahr 2030 wächst gemäß Prognosen von Global Water Intelligence der Verbrauch auf 6.900 km³ an, da die Wassernachfrage aufgrund des Wirtschaftswachstum jährlich um etwa zwei Prozent zunimmt. Das erneuerbare zugängliche Frischwasser liegt aber lediglich bei 4.100 km³ pro Jahr. Die Rechnung ist einfach: Es erwartet uns ein Defizit von rund 2.800 km³ schon in 14 Jahren.

Effizienz erhöhen

Die Schlussfolgerung daraus lautet: Um das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bis ins Jahr 2030 zu minimieren, muss Wasser eingespart werden und eine Entkopplung des Wasserverbrauchs vom globalen Wirtschaftswachstum erfolgen. Dieses Problem kann nur gelöst werden, indem die Wassereffizienz erhöht wird, um den Wasserverbrauch nachhaltig zu senken. Für Investoren bedeutet das im Umkehrschluss: Unternehmen, welche einen erheblichen Beitrag zur Steigerung der Wassereffizienz liefern, haben über die nächsten Jahre große Wachstumschancen. Zudem ist mit einem enormen staatlichen Investitionsschub im Wassersektor zu rechnen, der den Firmen, die hier ihren Schwerpunkt haben, zugutekommen wird.

Gerade in der Landwirtschaft, die drei Viertel des globalen Wasserverbrauchs verantwortet, wird künftig die effizientere Nutzung von Wasser entscheidend sein. In der Landwirtschaft ist die als Mikro- oder Tröpfchenbewässerung genannte Methode ein Paradebeispiel für die Steigerung der Wassereffizienz. Denn zu viel Wasser erreichte bis dato die Wurzeln im Ackerbau mit traditionellen Kanalsystemen und Flutungsverfahren nicht.

Ohne Wasser gehts nicht

Aber auch in der industriellen Fertigung ist der Wasserverbrauch zu hoch und Einsparmaßnahmen vonnöten. Für Hersteller von Wassertechnologien besteht daher in den nächsten Jahren enormes Absatzpotenzial. Im Bereich Wasserinfrastruktur stehen die Zeichen ebenfalls auf Wachstum. Der Bedarf an Investitionen in die vielfach überalterte Wasserinfrastruktur ist riesig und wird zu Großaufträgen für Wassertechnologieunternehmen führen. Zum Teil kommen von den eingespeisten Wassermengen aufgrund der zahlreichen Leitungslecks lediglich 50% beim Verbraucher an, der Rest versickert im Erdreich – ein untragbarer Zustand angesichts der globalen Wasserlage. Anleger sollten das ‚Blaue Gold’ langfristig in ihrem Depot berücksichtigen, sofern sie über ein bestimmtes Maß an Risikobereitschaft verfügen und die marktüblichen Kursschwankungen akzeptieren. Denn das Segment Wasser ist hauptsächlich über Aktieninvestments abzubilden. Neben dem Renditeaspekt zollen Anleger bei zahlreichen Wasserinvestments dem Faktor Nachhaltigkeit Tribut, da sehr viele Unternehmen aus diesem Segment ihren Beitrag für eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft leisten.

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