••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Der Ruf einer Branche und eines Unternehmens ist so gut wie immer auch mit ihrer Manövrierfähigkeit in der Wirtschaft verknüpft. Er ist klarerweise auch von größter Relevanz für den Geschäftserfolg. Das Institut für Management- und Wirtschaftsforschung, kurz IMWF, hat nun eine Reputationsanalyse einer der wichtigsten österreichischen Wirtschaftszweige, nämlich der Bau-, Bauzuliefer- und Immobilienunternehmen, verfasst und aus einer Vielzahl von Daten einen Reputationsindex erstellt. Datengrundlage ist die Sammlung aller Beiträge, Posts und Kommentare zu den 251 größten Unternehmen der Baubranche.
Zehntausende Aussagen
Sie wurden mittels Webcrawling und Social Listening aus allen öffentlichen Onlinequellen wie Social Media (Facebook, Twitter, YouTube, Instagram), Nachrichtenmedien, Blogs, Branchenmedien, Foren und Webseiten innerhalb eines Jahres von 1.August 2020 bis 31. Juli 2021 generiert. In diesen Beiträgen wurden insgesamt rund 65.000 konkrete Aussagen zu den Unternehmen identifiziert und analysiert. Bei diesem Prozess kommt auch Hightech zum Einsatz: Die Bewertung der Aussagen zu den Unternehmen erfolgt nämlich mittels KI-basierter Textanalyse. Zusätzlich erfolgt eine manuelle Qualitätskontrolle durch Analysten.
Die Index-Abbildung
Der IMWF Reputationsindex errechnet sich dann aus der Summe der über die Reichweite gewichteten Tonalität aller Aussagen der Unternehmen zu den verschiedenen Reputationsdimensionen.
Der Wert wird auf einer zehnteiligen Skala abgebildet, wobei der Wert 10 für die höchste theoretisch erreichbare Reputation steht. Die Ergebnisse der einzelnen Dimensionen werden dann als 1, 2 oder 3 Sterne ausgegeben.
Unternehmen mit einem hohen Reputationsindex sind in der Öffentlichkeit sichtbar und genießen einen hervorragenden Ruf. Gewertet werden die kategorien Produkte, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Management, Arbeitgeber und Innovation. Aus Platzgründen können hier nur einige der Kategorien sowie nur die Top-Drei-Unternehmen abgebildet werden.
Die Themenlage ist bei den einzelnen Firmen naturgemäß stark unterschiedlich: Während zum Beispiel beim Sieger der Kategorie Bauunternehmen, Porr, unter anderem Themen wie der U-Bahn-Ausbau in Wien oder Teststrategie, Hygienemaßnahmen im Zuge von Covid und das Zukunftsprogramm „Porr 2025” eine Rolle spielten, waren es beim Zweitplatzierten Strabag die Einführung eines zertifizierten Compliance-Systems und der Umstand, dass der Auftragsbestand erstmals in der Konzerngeschichte 20 Mrd. € übersteigt.
„Börsenotierte Unternehmen wie Porr, Wienerberger oder Immofinanz sind in den Rankings weit vorn. Diese Konzerne sind auf ihre Reputation besonders bedacht, da sich diese auch ganz wesentlich auf die Notierung der jeweiligen Aktien auswirkt”, sagt Axel Maireder vom Institut für Management- und Wirtschaftsforschung IMWF.
Nachhaltigkeit im Fokus
„Der Aspekt Nachhaltigkeit ist in allen Branchen stark und vielfältig, zum Beispiel Beton-Recycling bei BauMit, Grund- und Regenwassernutzung bei Rhomberg oder das Thema grüner Wasserstoff bei Fronius. Viele Unternehmen versuchen, mit ökologischen Initiativen ihren Betrieb nachhaltiger auszurichten und kommunizieren dies offensiv”, so Maireder.
Die Suche nach guten Arbeitskräften macht sich auch in der Themenlage bemerkbar: „In Zeiten des Fachkräftemangels ist ein gutes Image als Arbeitgeber für viele Firmen essenziell. Und tatsächlich werden Themen wie Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zusätzliche Sozialleistungen, Frauenförderung oder gesundes Essen für Angestellte vielfach kommuniziert und diskutiert”, erläutert der Experte.