Wien/Linz/Salzburg. Der Konflikt um die von der EU geforderte und von Österreich erst in letzter Sekunde umgesetzte Verkürzung der Arbeitszeit von Spitalsärzten geht weiter. Zwar kommt langsam Bewegung in die Verhandlungen zwischen den Ärztevertretern und Spitalsträgern in den Bundesländern, die Stimmung innerhalb der Ärzteschaft ist aber aufgeheizt. Damit kommt auch die Ärztekammer intern unter Druck: Neben der Gründung einer neuen Ärztegewerkschaft, deren Kompetenzen noch umstritten sind, muss die Ärztekammer in Wien und Linz mit den erzielten Verhandlungsergebnissen auch in eine Urabstimmung. Ob die Mediziner hier das Ergebnis ihrer Vertreter für ausreichend befinden, ist offen.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger appelliert an deshalb auch die Ärzte, ihre „verständlichen Eigeninteressen hinter jene der Patienten und Beitragszahler” zu stellen, meinte Vorstandsvorsitzender Peter McDonald am Donnerstag in Reaktion auf die Ärztekammer-Kritik am Gesundheitssystem. Die Ärzte hatten kritisiert, dass Versorgungsangebote im niedergelassenen Bereich als Alternative zu den Spitalsambulanzen fehlen. Die Ärzte sollten nicht „mit Aufgeregtheit verunsichern und Ängste schüren”, sagte McDonald.Die Sozialversicherungen würden derzeit „mit Hochdruck” an der Realisierung von elf Pilotprojekten österreichweit arbeiten, verwies McDonald auf die Pläne für die Primärversorgung. Somit würden ab dem kommenden Jahr außerhalb der Spitäler neue Formen von „wohnortnaher medizinischer Versorgung” zur Verfügung stehen.
Neue Angebote der Kassen
Damit, so hofft McDonald, würden auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, „dass sich wieder mehr Jungmediziner für den Beruf des praktischen Arztes entscheiden”. Ohnehin hätte Österreich „die höchste Ärztedichte weltweit”. Erste derartige Projekte wurden diese Woche für Wien vorgestellt.Den Vorwurf, dass die Sozialversicherungen Geld in Milliardenhöhe horten, wies McDonald zurück: „Durch die Konsolidierungsbemühungen der vergangenen Jahre ist es uns gelungen, die Kassen großteils zu entschulden und die Finanzen weitgehend so zu stabilisieren.” Und die Hälfte der Kassen hätten eine gesetzlich vorgegebene Leistungssicherungsreserve aufbauen können. Diese sollten die Sicherheit bieten, „auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die hohe Verfügbarkeit von neuen medizinischen Leistungen und damit den medizinischen Fortschritt rasch sicherzustellen”.
Kassenpräsident Peter McDonald weist Kritik der Ärzteschaft zurück.