Alle wollen impfen
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Die Durchimpfungsrate gegen Influenza ist gering. Das erhöht das Risiko von Belastungen für das Gesundheitssystem.
HEALTH ECONOMY Redaktion 05.06.2020

Alle wollen impfen

Apotheker wollen künftig impfen dürfen. Die Ärzte sind dagegen. Fix ist: Im Herbst gibt es eine Impfkampagne.

WIEN. Keine Impfpflicht, aber eine „große Öffentlichkeitskampagne” zur Erhöhung der Impfbereitschaft für Influenza, darauf haben sich die Gesundheitsreferenten der Länder nun bei einer Konferenz verständigt. Eine Arbeitsgruppe solle die Details bis Ende Juni ausarbeiten. Derzeit liege die Durchimpfungsrate gegen die normale Grippe bei acht Prozent. Für eine Herdenimmunisierung wären 40 bis 50% nötig, führte Niederösterreichs Gesundheitslandesrat Martin Eichtinger (ÖVP) aus.

„Bewusstseinskampagne”

Es müsse aber zu einer „dramatische Anhebung” kommen, was durch eine „Bewusstseinskampagne” geschehen solle. „Jedes Prozent mehr” sei ein Erfolg, meinte die turnusmäßige Vorsitzende und Ausrichterin der Konferenz, Oberösterreichs Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP).

Zusätzlich wurde in der Konferenz ein „pragmatischer Feststellungsbeschluss” getroffen. Das Impfen solle Basisleistung des niedergelassenen Bereichs werden. Derzeit müsse man sich den Impfstoff erst verschreiben lassen, dann das Rezept in der Apotheke holen und anschließend beim Hausarzt das Impfen noch bezahlen. Dieses umständliche Handling gehöre abgestellt. Die von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) geplante Aufnahme der Influenza-Schutzimpfung ins Gratis-Impfprogramm erntet die Zustimmung der Ärztekammer.

Apotheker orten Interesse

Die Apotheker drängen indes weiter darauf, dass sie impfen dürfen. „Wir stehen bereit, wenn es darum geht, die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung durch das Impfen in bestimmten Apotheken zu heben”, erklärte Gerhard Kobinger, Präsidiumsmitglied der Österreichischen Apothekerkammer, und ortet die Aussagen der Länder-Gesundheitsreferenten als Vorschlag, den Apothekern das Impfen zu erlauben.

„Der niederschwellige Zugang zu Impfungen, wie ihn die 1.400 österreichischen Apotheken mit ihren rund 400.000 täglichen Patientenkontakten bei entsprechendem politischem Willen bieten könnten, würde zu deutlich höheren Impfraten führen; Beispiele aus dem Ausland belegen dies eindrucksvoll”, sagt Kobinger. (red)

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