Bionorica baut Standort aus
© Jan Voth/Bionorica SE
Bionorica-Chef Michael A. Popp forscht bereits seit Jahren in Österreich; nun wird auch der Vertrieb selbst organisiert.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 10.06.2016

Bionorica baut Standort aus

Serie Österreichische Pharmaunternehmen im Portrait Teil 15 – Der deutsche Phytospezialist Bionorica setzt auf Österreich und gründet eine eigene Vertriebsniederlassung.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Österreich ist für das deutsche Pharmaunternehmen ­Bionorica SE schon seit Jahrzehnten ein besonders wichtiger Markt und Forschungsstandort. Die österreichische Bevölkerung sei sehr aufgeschlossen gegenüber Phytopharmaka – die wissenschaftlich erforschten, pflanzlichen Arzneimittel von Bionorica wie „Sinupret” oder „Bronchipret” werden in den Apotheken gut nachgefragt. Bis März dieses Jahres steuerte Bionorica den Vertrieb der Produkte über externe Dienstleister, seit April ist nun in Wien ein eigener Standort mit einem eigenen Außendienst eröffnet worden.

Eigene Forschung

„Wir wollen die Aktivitäten in Österreich signifikant ausbauen.Bereits Mitte der 1980er-Jahre haben wir Sinupret auf den österreichischen Markt gebracht. Seit Anfang der 2000er-Jahre haben wir unser Produktportfolio stark ausgebaut. In den kommenden Jahren sollen die Aktivitäten in Österreich weiter forciert werden, der Umsatz soll sich in drei bis fünf Jahren verdoppeln”, sagt der Vorstandsvorsitzende und Inhaber Michael A. Popp. Bionorica erzielt heute einen Umsatz von etwa 3,4 Mio. € in ­Österreich. Das Land biete gerade aus phytomedizinischer Sicht optimale Voraussetzungen. Im Jahr 2005 hatte Bionorica die Bionorica research GmbH als 100%iges Tochterunternehmen in Innsbruck gegründet. Seit 2012 ist der Phytohersteller exklusiver Partner des Austrian Drug Screening Institute, dem weltweit ersten Forschungsinstitut, an dem Wirtschaft und Wissenschaft gezielt nach medizinischen Wirkstoffen in der Natur suchen.

„Um hochwirksame medizinische Wirkstoffe aus Pflanzen gewinnen zu können, braucht es viel Know-how. Österreich habe eine lange Tradition in der Phytomedizin und betreibe in diesem Sektor ­Forschung auf höchstem Niveau. Es ist in den vergangenen Jahren quasi zum ‚Silicon Valley’ der Phyto­medizin avanciert”, erläutert Popp.

Zukunftsthema Phyto

Das Thema Arzneimittel auf pflanzlicher Basis sei mittlerweile weltweit ein großes Zukunftsthema. Der Grund: Trotz ihrer hohen Wirksamkeit sind Phytopharmaka besser verträglich als synthetische Medikamente. Mit pflanzlichen Arzneimitteln versucht man weltweit auch das Problem der Antibiotikaresistenzen einzudämmen. Bereits heute sterben nach Angaben der WHO etwa 700.000 Menschen pro Jahr an Infektionen durch sogenannte multiresistente Keime, also Erreger, denen gängige Antibiotika nichts mehr anhaben können. Ohne wirksame Gegenmaßnahmen könnte sich laut einer Studie der Berliner Charité die Zahl der Todesopfer rund um den Globus bis 2050 auf zehn Mio. im Jahr erhöhen. Popp: „Umso wichtiger ist es, mit hochwirksamen Phytopharmaka den Einsatz von Antibiotika in vielen Bereichen mit pflanzlichen Arzneimitteln einzudämmen oder sogar zu substituieren. Die Möglichkeiten sind vorhanden, nur gilt es nun, die Schätze der Natur systematisch zu heben.”

Seine eigenen, wachsenden Erfolge in Deutschland und anderen internationalen Pharma-Märkten führt das in Neumarkt (Oberpfalz) sitzende Unternehmen auf seine Forschungs- und Herstellungsphilosophie zurück. Das komplexe Programm mit dem Namen „Phytoneering” schließe eine mit hohem finanziellen Aufwand betriebene, weltweite wissenschaftliche Forschung ein: die Entwicklung eigener Heilpflanzen-Sorten, patentierte Herstellungsmethoden und anerkannte klinische Studien über die Wirkung und Sicherheit der Präparate. Bislang konnten zwölf Phytopharmaka für unterschiedliche Indikationen entwickelt werden.

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