Biotech-Riese wird fünf Mal so viel wert
© Baxalta (11), Panthermedia.net/Jacqueline Böttcher
HEALTH ECONOMY Redaktion 28.01.2016

Biotech-Riese wird fünf Mal so viel wert

Serie Österreichische Pharmaunternehmen im Portrait Teil 5 – Baxalta ist, gemessen an Mitarbeitern, die Nummer 2 hinter Sandoz.

Übernahmewahnsinn total – Österreich im Mittelpunkt der Pharmabranche. Im Juli das Vorjahres und mit dem Start unter dem Namen Baxalta wurde die ehemalige Baxter Bioscience noch auf einen Marktwert von rund sechs Milliarden US-Dollar taxiert. Einen Monat später bot das irische Pharmaunternehmen Shire bereits für eine Übernahme 30 Milliarden US-Dollar vorwiegend in Aktien. Seither wurde verhandelt. Bei 32 Milliarden US-Dollar (knapp 30 Mrd. €) stimmten die Eigentümer dann vor zwei Wochen zu. Der Wert des Unternehmens hatte sich in einem halben Jahr mehr als verfünffacht.
Rund 4.000 Mitarbeiter
Wie berichtet, wechselt damit ­Österreichs zweitgrößtes Pharmaunternehmen, gemessen an den Beschäftigten, den Besitzer. Baxalta ist ein global agierendes, biopharmazeutisches Unternehmen mit einer führenden Stellung als Anbieter innovativer Therapien in den Bereichen Hämatologie, Immunologie und Onkologie. Von den 16.000 weltweiten Baxalta-Mitarbeitern arbeiten in Österreich mehr als 4.000 Menschen an der Herstellung, Erforschung und dem Vertrieb der Baxalta-Therapien. Neben der Konzernzentrale im 22. Wiener Gemeindebezirk ist auch Orth an der Donau ein wichtiger Baxalta-Standort. Eine Produktionsanlage in Krems befindet sich derzeit im Ausbau.
Die Herkunft basiert dabei auf einem traditionsreichen Erbe, bei dem Innovation und Verantwortung großgeschrieben wurden. Begonnen hat alles 1960 mit der Immuno AG. Sie wurde dann 1997 vom US-Konzern Baxter übernommen. Im Laufe der Jahre hat Baxter seine Geschäftsaktivität neben seinen Medizinprodukten stark in Richtung Biotechnologie ausgebaut.
Weil die beiden Geschäftsfelder Medizinprodukte und Biotechnologie grundsätzlich verschieden sind und nach eigenen Strategien und Innovationen verlangen, wurde im Vorjahr dann die Entscheidung getroffen, aus dem großen diversifizierten Unternehmen Baxter die Biotechnologie-Sparte in ein eigenes, börsenotiertes Unternehmen überzuführen. Damit sollte den jeweiligen Ansprüchen optimal gerecht und die führende Stellung in beiden Gebieten weiter ausgebaut werden.  
Aufsplittung im Vorjahr
„Durch die erreichte Größe und die jeweiligen Strategien der beiden Geschäftsbereiche hat Baxter einen Punkt erreicht, an dem das Unternehmen seine Ziele am besten umsetzen kann, indem zwei unabhängige Unternehmen mit klarem ­Fokus agieren und investieren“, sagte Baxter-Sprecher ­Michael Heinrich im Vorjahr zum Start von Baxalta.
Auch oder gerade besonders unter dem Namen Baxalta bleibe die Verpflichtung, einen bedeutenden Unterschied im Leben anderer zu bewirken, bestehen. „Auch bei Baxalta steht der Mensch im Mittelpunkt. Dabei ist die gesamte Kette vom Plasmaspender über den Mitarbeiter bis hin zum Patienten gemeint“, betonte Heinrich. Baxter konzentriert sich seit der Aufsplittung auf die Sparte der Medizinprodukte und Arzneimittel mit der Herstellung intravenöser Lösungen und Ernährungstherapien, inhalierbarer Anästhetika sowie chirurgischer Kleber und Blutstiller und der Nierenersatztherapie. Den Bereich Impfstoffe hatte man ebenfalls im Vorjahr an den US-Konzern Pfizer verkauft.
Großinvestition in Krems
Der Schwerpunkt von Baxalta liegt auf Biopharmazeutika für die Behandlung einer breiten Palette von Blutgerinnungsstörungen, Immundefekten, Verbrennungen und Schocks sowie anderen chronischen und akuten medizinischen Situationen. Ein klares Zeichen für die Bedeutung des Standorts Österreich wird aktuell auch durch den massiven Ausbau des Standorts Krems an der Donau gesetzt; Krems wird neben Wien und Orth an der Donau der dritte Produktionsstandort. Dazu werden 138 Mio. € investiert.
Auch die bestehende Kooperation mit der IMC Fachhochschule Krems wurde durch die Gründung des neuen gemeinsamen Forschungsinstituts für Angewandte Bioanalytik und Wirkstoffentwicklung intensiviert und ausgebaut. Dort beschäftigt man sich mit der Identifizierung und Weiterentwicklung von bioaktiven Substanzen und Biomolekülen sowie mit der Ex-vivo-Erforschung von klinisch auftretenden Nebenwirkungen dieser Substanzen. Österreich bleibt auch weiterhin ein Knotenpunkt für die Grundlagen- und nicht-klinische Frühphasen-Forschung.
Um Produkte weiterzuentwickeln, hat sich das Unternehmen im Vorjahr vier Werte festgeschrieben: „‚Passion for improving lives‘ ist für Baxalta eine wichtige Grundhaltung, die eine positive Einstellung zum Leben und zur Steigerung der Lebensqualität signalisiert“, erläuterte Karl-Heinz Hofbauer, Betriebsleiter Wien und Vorstand von Baxalta, im Vorjahr. „Dieser Wert ist auch eine klare Verpflichtung, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Mit ‚den Menschen‘ sind nicht nur Patienten gemeint, sondern zum Beispiel bei der Herstellung von biologischen Arzneimitteln aus Plasma die gesamte Kette vom Plasmaspender über den Mitarbeiter bis hin zum Patienten, der unser Produkt braucht. Wir stellen Produkte von Menschen durch Menschen für Menschen her.“
Um den zweiten Wert, „Quest for Innovation“, werde es notwendig sein, gute Rahmenbedingungen und Prozesse zur Verfügung zu stellen, die allen Mitarbeitern eine sichere Basis geben. „Nur diese Grundlage ermöglicht es, dass Mitarbeiter sowohl Freiräume im Kopf als auch die Zeit finden, innovativ zu denken und zu handeln“, sagt Simone Oremovic, HR-Chefin von allen Sites außerhalb der USA.
Neue Therapien
Finanzvorstand Karl Kogelmüller sieht in „Inspired Teams“ die Grundlage für den Weg, den Baxalta einschlagen wird. „Die Arbeit im Team sowie Verständnis füreinander sind essenziell, um gemeinsam Erfolge erzielen zu können und gleichzeitig unser Versprechen an unsere Patienten, die bestehenden Therapien auszubauen und neue Therapiewege zu finden.“ „Mit dem Wert ‚Engaged with the World around us‘ wollen wir uns noch mehr innerhalb und außerhalb der Branche mit der Welt um uns vernetzen, um neue Wege für unser Denken und Arbeiten zu finden“, so Vorstandsmitglied Hans Peter Schwarz, Vice-President R&D.
Beobachter erwarten nach dem aktuellen Deal, dass die Produktion in Österreich sogar aufgewertet wird, da Shire bisher nur ein kleinen Werk in den USA hat.

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