••• Von Katrin Grabner
WIEN. 4,7 Mrd. € Einsparungspotenzial (ca. neun Prozent der Gesundheitsausgaben, Anm.) und 132 Mio. € zusätzliche Bruttowertschöpfung pro Jahr – das verspricht eine von der Wirtschaftskammer Wien in Auftrag gegebene Studie durch die bessere Vernetzung und Nutzung von Gesundheitsdaten. „Wir müssen den Rohstoff Gesundheitsdaten nutzen”, sagt der Wiener Standortanwalt Alexander Biach bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA).
Vorhandenes Potenzial
Projekte des Spitalsträgers „Wiener Gesundheitsverbund” (WiGev) sowie das Corona-Testsystem „Alles gurgelt” zeigten, dass es ginge. Auch der digitale Impfpass hätte seit seiner Einführung bis jetzt rund 166 Mio. Aufrufe gehabt, das ELGA-Portal sei mit 365.000 Abrufen pro Monat noch ausbaufähig, aber zeigt, dass viele Daten vorhanden wären. „Wenn man diese Daten pseudonymisiert und kombiniert, kann man viel menschliches Leid lindern”, ist Biach überzeugt.
Risikokapital soll helfen
Auch Bernhard Wurzer, Generaldirektor der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sieht in der Nutzung von Daten und DiGA eine Chance: „Digitale Gesundheitsanwendungen sind und werden Teil der Gesundheitversorgung sein.” Die Frage sei, wie man Unternehmen und Start-ups in diesem Bereich unterstützen könne. Der Einsatz von Risikokapital und ein Innovationstopf wären für ihn vorstellbar.
Lob für innovative Projekte wie die digitale Sprechstunde der ÖGK „Visit-e” oder das seit Juli eingeführte Austrian Micro Data Center (AMDC) der Statistik Austria gab es auch von Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Bevor man aber über die Finanzierung und Einführung digitaler Gesundheitsanwendung nachdenke, brauche es eine einheitliche Basis. Denn bei der Digitalisierung im österreichischen Gesundheitswesen gäbe es „verflucht viel Luft nach oben”. Es sei „absurd”, dass Labordaten nicht automatisch ins Spital überliefert werden. Es brauche es politischen Mut” und das „Durchsetzen einheitlicher Strukturen”.