••• Von Martin Rümmele
WIEN. Zehn Monate hatten die Pharmaindustrie und der Großhandel Zeit sich auf eine neue Verordnung zur Arzneimittelbevorratung einzustellen. Jetzt wird es ernst: ab Montag sollen nationale Lagerbestände kritischer Medikamente erhöht werden, um besser auf Engpässe und Notfälle reagieren zu können. Die Pharmaindustrie ist verpflichtet, bestimmte Arzneimittel in ausreichender Menge für den österreichischen Bedarf einzulagern. Betroffen sind rund 600 Medikamente.
Der Österreichische Generikaverband sieht diese Maßnahme kritisch: „Solche mitgliedsstaatlichen Alleingänge können Engpässe nicht lösen, sie erhöhen aber das Risiko, sie noch zu verschlimmern”, warnt Präsident Wolfgang Andiel. Das Problem: Generikahersteller produzieren heute bereits mit 80 bis 100% Auslastung. Trotzdem sei die Industrie jetzt verpflichtet noch größere Mengen an kritischen Arzneimitteln einzulagern. Wie das Produktionsvolumen trotz Vollauslastung in der Praxis erhöht werden soll, bleibe offen, kritisiert Andiel.
Kritik an Preisdruck
Auch auf EU-Ebene würden Pflichtlager kritisch gesehen. Der Entwurf des „Critical Medicines Act” warne ausdrücklich vor nationalen Alleingängen, die den Binnenmarkt belasten. Stattdessen werden Verhältnismäßigkeit, Transparenz und Solidarität bei der Gestaltung solcher Lagerpflichten eingefordert. Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig, warnt ebenso vor den Folgen der neuen Verordnung: Im Kampf gegen Engpässe müsse der Blick auf die Preissituation, den Produktionsstandort Österreich und in weiterer Folge auf den Wettbewerb in ganz Europa gerichtet werden.