Generika: Unwissen und Preisdruck als Hürden
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HEALTH ECONOMY Redaktion 19.01.2024

Generika: Unwissen und Preisdruck als Hürden

Die Hersteller von Nachahmermedikamenten (Generika) kämpfen mit Belastungen im Gesundheitswesen.

••• Von Martin Rümmele und Katrin Grabner

WIEN. Eine aktuelle Umfrage der MedUni Wien zeigt, dass ein großer Teil des medizinischen Fachpersonals wenig Wissen und kein Vertrauen in Generika und Biosimilars als Nachfolgeprodukte von Medikamenten mit Patentablauf hat. Mehr als ein Drittel der in Wien tätigen Ärzte und Pfleger steht Generika und Biosimilars skeptisch gegenüber. Nur 63% sind von der klinischen Äquivalenz der generischen beziehungsweise biosimilaren Präparate zum Originalarzneimittel überzeugt.

Eine bessere Schulung des medizinischen Personals könnte laut Studienautoren zu einer größeren Akzeptanz dieser Arzneimittel beitragen, denn die Studie zeigt auch, dass es große Wissenslücken gibt: Bei Wissensfragen zu Generika wurden im Schnitt nur 1,6 von vier Fragen richtig beantwortet, während es bei Biosimilars sogar nur 0,87 von vier Fragen waren. Der Österreichische Generikaverband (OeGV) unterstreicht nicht zuletzt deshalb die Wichtigkeit von Generika mit aktuellen Zahlen und warnt gleichzeitig vor Engpässen und Preissenkungen.

Starke Nachfrage

So erfolge etwa die Versorgung mit Antibiotika in Österreich zu 63% mit Generika, zeigt das aktuelle Versorgungsbarometer des OeGV. Zur Behandlung von Erkältungssymptomen werden zudem oft Schmerzmittel verschrieben – und auch hier finden sich viele Generika. Unter 100 Mio. Generikapackungen, die in den vergangenen zwölf Monaten in den Apotheken abgegeben wurden, sind zwei der drei am häufigsten verordneten Wirkstoffe schmerzstillend, fiebersenkend und/oder entzündungshemmend: Ibuprofen (5,4 Mio. Packungen), Pantoprazol (4,1 Mio. Packungen) und Paracetamol (3,4 Mio. Packungen). Aber nicht nur in der Erkältungssaison spielen Generika eine wichtige Rolle in der Versorgung: Auch die Therapie des Typ-II Diabetes erfolgt zu fast 60% mit Generika, die nur 23% der Kosten ausmachen.

Was der OeGV wiederholt kritisiert: Obwohl die Anzahl der behandelten Patienten konstant geblieben ist, sind die Kosten im selben Zeitraum um fast 70% gesunken. In Österreich sorge der starke Preisdruck dafür, dass rund 20 Medikamente pro Monat den Erstattungskodex verlassen, weil eine wirtschaftliche Vermarktung nicht mehr möglich ist. Allein in Europa hat laut OeGV bereits über ein Viertel der Generika in den vergangenen zehn Jahren den Markt verlassen. Das sogenannte Preisband hat im Oktober Preissenkungen bei patentfreien Produkten von 77,6 Mio. € erzwungen, das der Generikaindustrie für Investitionen in europäische Produktion fehlen wird, erklärt Wolfgang Andiel, Präsident des Generikaverbands.

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