KH Nord zu teuer
© APA/Hans Klaus Techt
Das Krankenhaus Nord in Wien war für die Spitalsgesellschaft KAV offenbar eine Nummer zu groß.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 23.02.2018

KH Nord zu teuer

Der Rechnungshof kritisiert die Wiener Spitalsgesellschaft KAV für die Arbeiten zum Krankenhaus Nord.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Der Rohbericht des Rechnungshofs zum Wiener Bauprojekt Krankenhaus Nord ist nun an die Rathausfraktionen ergangen. Kritik: die fehlende Bauherrenrolle der Spitalsgesellschaft KAV, deren mangelndes Know-how und Fehlentscheidungen, die Konflikte und Störungen „wesentlich begünstigt” hätten.

So habe der Krankenanstaltenverbund (KAV) als Bauherr keine „stabile, durchgängige Projekt­organisation” gewährleisten können, da ihm Ressourcen zur Wahrnehmung der Bauherrenrolle fehlten und er zunehmend Leistungen auslagerte. Da der KAV Leistungen vergeben habe, die auf einer nicht ausschreibungsreifen Planung basierten, sei es bei mehreren Gewerken zu „erheblichen Kostenabweichungen zwischen Ausschreibung und Prognose” gekommen.
Fehlentscheidungen seien bereits zu Beginn getroffen worden. So beabsichtigte der KAV, alle Leistungen – von der Grundstücksbereitstellung bis zu Finanzierung, Planung, Errichtung und Betrieb – als Public-Private-Partnership-Modell an einen Totalunternehmer zu vergeben. „Die – im internationalen Vergleich atypische – Verknüpfung der Grundstücksbereitstellung mit der Vergabe der Planung und Errichtung war weder wirtschaftlich noch zweckmäßig, weil der KAV mit dieser Verknüpfung den Wettbewerb erheblich einschränkte”, heißt es in dem Bericht.

Risiken durch Wettbewerb

Im April 2010 widerrief der KAV das Verhandlungsverfahren für das PPP-Modell. Der Preis, den der KAV letztlich für das Grundstück zahlte, sei mit 292 € pro Quadratmeter „am oberen Ende einer vom RH ermittelten Bandbreite” von 228 bis 295 € pro Quadratmeter gelegen.

Mit der neuen Vergabestrategie, mit der der KAV den Wettbewerb stärken wollte, seien einige Risiken einhergegangen, die er in der Projektsteuerung nicht entsprechend abgebildet habe. Viele dieser Risiken wurden schlagend und trugen zu Mehrkosten bei. Die Beauftragung mehrerer Planer statt eines Generalplaners habe Störungen „wesentlich begünstigt”. Wie bereits bekannt wurde, werden die im Jahr 2010 geplanten Kosten von 1,017 Mrd. € im schlechtesten Fall sogar um rund 388 Mio. € überschritten.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL