Kinder unter Druck
© dpa-Zentralbild/Patrick Pleul
Investitionen in die Gesundheit von Kindern und soziale Netze zahlen sich aus, betonten Sozial- und Armutsexperten.
HEALTH ECONOMY Karina Schriebl 02.03.2018

Kinder unter Druck

Eine neue Studie zeigt: Wer als Kind benachteiligt ist, hat in der zweiten Lebenshälfte mehr gesundheitliche Probleme.

••• Von Karina Schriebl

WIEN. In der Kindheit erlittene Ungerechtigkeit kann später kaum aufgeholt werden. Forscher der Medizinischen Fakultät der Universität Genf gingen im Rahmen eines Projekts der Frage nach, wie sich soziale Ungleichheit über längere Zeit in der Gesundheit niederschlägt. Für die nun im Fachjournal Age and Ageing erschienene Studie untersuchten sie die Daten von über 24.000 Personen im Alter von 50 bis 96 Jahren aus 14 europäischen Ländern. Fazit: Wer in der Kindheit benachteiligt war, war im Alter kränker.

Erste Jahre sind wichtig

„Die ersten Jahre sind besonders wichtig für die Entwicklung des Kindes”, weist die Diakonie nun auf die Bedeutung „Früher Hilfen” für die Kindergesundheit hin. „Ziel dabei ist es, Eltern so früh wie möglich umfassend bei der Aufgabe zu unterstützen, ihre Kinder gut und verlässlich zu versorgen und eine sichere wie liebevolle Bindung zu ihnen aufzubauen”, sagt Diakonie-Sozialexperte Martin Schenk.

Investitionen in dieser frühen Phase von Kindern würden sich auszahlen – für das Kind, für die Mutter und den Vater. Und auch insgesamt für die Gesellschaft. Investitionen im frühkindlichen Bereich hätten den höchsten Pay-off, den höchsten Return on Investment,erklärt Schenk. Nie wieder werde man Zukunftsgeld so sinnvoll einsetzen können wie zu diesem Zeitpunkt. Ein investierter Euro entspricht einer Rendite von 8 €, bei benachteiligten Kindern beträgt sie sogar 16 €, also eine Hebelwirkung, ein Multiplikatoreffekt von 1 zu 16.

Armutskonferenz startet

Am Dienstag wurde zudem der Startschuss für die 11. Österreichische Armutskonferenz gegeben, die kommende Woche in Salzburg stattfinden wird. Sie will zeigen, dass Armut zur Demütigung und damit in eine Abwärtsspirale führt. Armut sei nicht nur ein Verlust an Einkommen; Armut ist stets verbunden mit einem Verlust an sozialem Status, betonten die Initiatioren. Die stärksten Wirkungen äußern sich in erhöhtem Stress und höheren Raten psychischer Erkrankungen. Die Durchlöcherung des unteren sozialen Netzes führe zu einer Spirale, die schwierige soziale Situationen verschärfe.

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