Neurologe Christian Enzinger stellte die neue Technik auf dem Kongress vor.
Graz. Patienten mit schweren Schlaganfällen durch große Thromben in Gefäßen der Hirnbasis dürfen auf wesentlich verbesserte Therapiechancen hoffen. Interventionelle Neurologen, Radiologen beziehungsweise Neurochirurgen entfernen neuerdings das aufgetretene Blutgerinnsel per Katheter, erklärten Experten bei der kürzlich abgehaltenen Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie in Graz.
Jährlich werden in Österreich rund 25.000 Schlaganfälle registriert. In den nächsten Jahrzehnten wird sich ihre Zahl aufgrund der demografischen Entwicklung verdoppeln. „Bis zu einem Zeitfenster von 4,5 Stunden gibt es die Möglichkeit, systemisch per Lyse (per Biotech-Medikament rt-PA; Anm.) das Blutgerinnsel aufzulösen. Das funktioniert aber nur schlecht beim Vorliegen eines langen Thrombus und bei einem Gefäßverschluss an der Hirnbasis”, erklärte Christian Enzinger von der Abteilung für Neuroradiologie der Grazer Universitätsklinik.Seit wenigen Wochen liegen mit zwei Studien im New England Journal of Medicine die Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen vor, bei denen Katheter zur Beseitigung solcher Blutgerinnsel verwendet wurden. Dabei wird über die Leistenarterie ein Katheter bis ins Gehirn vorgeschoben. Eine Drahtspitze durchbohrt den Thrombus, dann wird das Gerinnsel herausgezogen.Die Voraussetzung dafür ist ein koordiniertes Versorgungsnetz für Schlaganfallpatienten vom Kran-kentransport in eine Stroke Unit (spezialisierte Abteilung) über die radiologische Untersuchung (MR, CT) und die genaue Einschätzung von Nutzen und Risiko.