Neue Pandemie
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Laut Psychotherapeuten ist bei 85- bis 89-Jährigen das Suizidrisiko fünfmal so hoch wie das der Durchschnittsbevölkerung.
HEALTH ECONOMY Redaktion 11.09.2020

Neue Pandemie

Schwerpunkt Alter & Gesundheit – Teil 2 ­Alterseinsamkeit birgt zahlreiche Gesundheitsrisiken, sagen Experten.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. „In Österreich sterben dreimal so viele Menschen an Suizid, wie im Straßenverkehr”, sagte Barbara Haid vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP) am anlässlich des Welttags der Suizidprävention am Donnerstag. Das Suizidrisiko steigt mit fortgeschrittenem Alter. In der Gruppe der 75- bis 79-Jährigen ist es fast zweieinhalbmal, bei 85- bis 89-Jährigen fast fünfmal so hoch wie das der Durchschnittsbevölkerung. „Viele Menschen verlieren in dieser Zeit ihr soziales Umfeld, wenn etwa der Partner stirbt, die Menschen in ihrer Umgebung immer weniger werden, und die Einsamkeit nimmt zu”, sagt Psychotherapeut Wolfgang Schimböck (ÖBVP). Hier sei es wichtig, dass für sie ein gutes soziales Umfeld geschaffen wird.

Alterseinsamkeit sei schon generell eine Herausforderung unserer Gesellschaft, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag anlässlich eines runden Tischs zum Thema im Hinblick auf die Corona-Pandemie. Auch während der Krise sei es vor allem wichtig, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Für Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) ist Zusammenhalt in der Gesellschaft der Schlüssel. Denn vor allem in den Städten verändere sich die Lebensstruktur – etwa durch die zunehmende Mobilität – mehr und mehr. „Unser Leben ist weiter auseinandergerissen”, so der Sozialminister. Die derzeitige Seniorenratspräsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) betonte wie auch die anderen Teilnehmer, dass es sich bei Alterseinsamkeit um ein grundsätzliches Thema handle. „Wir müssen aufpassen, dass sich diese Einsamkeit nicht zur sozialen Pandemie entwickelt”, warnte sie.

Weitere Gespräche

Die Regierung und die Vertreter mehrerer Organisationen haben am Montag mehrere Ziele zur Bekämpfung der Alterseinsamkeit gesetzt. Einerseits werde man kurzfristige Maßnahmen für die Zeit der Pandemie erarbeiten, andererseits werde ein langfristiger „Pakt” geschlossen.Ein weiterer runder Tisch wurde für die kommenden Wochen avisiert, hieß es nach dem mehrstündigen Gespräch im Kanzleramt. Bis dorthin sollen die kurzfristigen Maßnahmen erarbeitet werden.

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