Personalmangel führt zu Frust in Health Economy
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HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 15.03.2019

Personalmangel führt zu Frust in Health Economy

Fehlende Ärzte und Pflegekräfte werden zum massiven Problem im Gesundheitswesen. Das schlechte Klima lockt auch immer weniger Junge.

••• Von Martin Rümmele

Im demografiebedingten War for Talents hat das Gesundheitswesen zunehmend schlechte Karten. Weil gerade im Gesundheitswesen der zunehmende Nachwuchsmangel öffentlich diskutiert wird und gleichzeitig der Druck auf die Beschäftigten im System zunimmt, tut sich der Sektor zunehmend schwer, junge Ärzte und Pflegekräfte zu rekrutieren.

Ein Viertel der Beschäftigten in den Gesundheitsberufen denkt zumindest einmal im Monat an einen Berufswechsel. Grund dafür ist nicht der Job an sich, sondern die Rahmenbedingungen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die die Arbeiterkammer nun präsentiert hat. AK-Präsidentin Renate Anderl fordert daher mehr Personal, ein höheres Einkommen und mehr öffentliche Mittel.
An der online-Befragung haben von Mitte Oktober bis Ende Dezember 2018 mehr als 14.000 Angehörige aller Gesundheitsberufe mit Ausnahme von Ärzten teilgenommen. Das ist rund jeder zehnte aus diesem Berufsspektrum. Für Anderl ergibt sich aus den Ergebnissen: „Es ist bereits Gefahr im Verzug.” Die Personalknappheit sowie die schwierigen Arbeitsbedingungen und der hohe Arbeits- und Zeitdruck führten zu Einbußen bei der Versorgungsqualität. Die Angehörigen der Gesundheitsberufe seien mit ihrem Beruf grundsätzlich zufrieden, aber „der Knackpunkt sind eindeutig die Rahmenbedingungen”. Die größte Unzufriedenheit herrscht bei den Beschäftigten in Krankenhäusern und Pflegeheimen.

Viele Problembereiche

Jüngere sind im Schnitt unzufriedener als Ältere. „Junge Menschen brauchen planbare Arbeitszeiten, gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, attraktive Einstiegsgehälter und interessante berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Ältere Berufstätige brauchen Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, länger und gesund im Beruf zu bleiben – Imagekampagnen allein werden da nicht weiterhelfen”, richtete Anderl der Regierung aus. Denn ein Viertel aller Befragten denkt mindestens einmal im Monat ans Aufhören.

Die „permanente Arbeit am Limit” treffe mit voller Wucht auch die Spitalsärzte, erklärt Wolfgang Weismüller, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien. Der Mangel an ausreichendem medizinischen Personal, überbordende Bürokratie sowie das Fehlen von ärztlichem Nachwuchs aufgrund unattraktiver Arbeitsbedingungen sind für Weismüller die größten aktuellen Probleme in der Spitalslandschaft.
Wie gravierend die Situation ist, zeigt der „imh Krankenhaus-Vertrauensindex”. Seit fünf Jahren befragt der Fortbildungsanbieter imh GmbH (vormals IIR) Krankenhauspersonal zu wichtigen Zukunftsthemen im Gesundheitswesen. Eine zentrale Fragestellung diesmal: Sind Österreichs Krankenhäuser für den demografischen Wandel gerüstet? Mehr als zwei Drittel sagen klar: Nein, das sind wir nicht.
Besonders bei den Ärzten scheint die Personalproblematik evident: 31% geben an, dass für sie die größte Zukunftsherausforderung sein wird, genügend Personal zu finden beziehungsweise es im Unternehmen zu halten (13%). Außerdem stellt sich für 27% der Ärzte die Frage, ob sich die Behandlungsqualität in Zukunft aufrechterhalten lässt.

Probleme in der Pathologie

Sichtbar wird die Situation nun schon in der Versorgung von Krebskranken. Schwerkranke Menschen dürften schon in drei, vier Jahren buchstäblich in systembedingte Lebensgefahr kommen. Grund ist ein dramatisch wachsender Mangel an Pathologen, hieß es nun bei einer Pressekonferenz der Fachgesellschaft ÖGPath. „Wir haben derzeit 299 Fachärzte für Pathologie aber die höchste Alterskonzentration: 47,8 Prozent gehen innerhalb von zehn Jahren in Pension, sagte Peter Niedermoser, oberösterreichischer Ärztekammerpräsident und Pathologe am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz. Gerade im Hinblick auf die personalisierte Medizin steigt aber der Bedarf an pathologischen Untersuchungen.

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