••• Von Evelyn Holley-Spiess
WIEN. Beim Personalmangel in den Gesundheits- und Sozialberufen, etwa in der Pflege oder bei Ärzten, ist keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: Laut einer aktuellen Umfrage des Top-Management-Beratungsunternehmens EY-Parthenon geben 89% der Befragten aus dem Gesundheits- und Sozialsektor an, dass es in den letzten zehn Jahren schwieriger oder sogar viel schwieriger geworden ist, Mitarbeiter zu finden. Im Vergleich zu 2020 ist das ein deutlicher Zuwachs um zwölf Prozentpunkte.
Stellen monatelang unbesetzt
Am akutesten klafft die Personallücke in den Pflege- und Sanitätsberufen: Fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer diagnostizieren in diesem Bereich einen Mangel an Beschäftigten, allen voran bei Krankenpflegern. Vier von zehn Befragten sehen auch eine Knappheit bei Ärzten – hier vor allem in den Fachrichtungen Psychiatrie und Psychotherapie.
Die Liste geht aber noch weiter: Sowohl im Verwaltungsbereich als auch in medizinisch-therapeutischen und diagnostischen Berufen fehlt es demnach aktuell an geeigneten Fachkräften. Offene Stellen bleiben im Schnitt fünf bis acht Monate unbesetzt.
Für Martin Bodenstorfer, Partner bei EY-Parthenon, zeigen die Ergebnisse, dass sich der Fachkräftemangel zuspitzt: „Während der Bedarf an qualifiziertem Personal kontinuierlich wächst, verschärfen strukturelle und demografische Herausforderungen die Situation zusätzlich.” Gesundheits- und Pflegedienstleister müssten mit den Bundesländern, Ausbildungsanbietern und anderen Stakeholdern langfristige Konzepte auf den Weg bringen, um die Versorgung der immer älter werdenden Bevölkerung zu sichern.
Wettbewerb um Talente
Um Fachkräfte an die Organisation oder das Unternehmen zu binden, wird aktuell stark auf Weiterbildungsangebote und ein gutes Betriebsklima gesetzt. Das sei ein wichtiger Schritt, sagt Emily Drechsler, Senior Managerin bei EY-Parthenon und eine der Studienautorinnen. Um im Wettbewerb um Talente wirklich zu bestehen, sei aber auch eine strategische Neuausrichtung der Vergütungssysteme nötig, lautet ihr Rat.
