Pharmabranche will mehr rezeptfreie Medikamente
© APA/dpa/Daniel Reinhardt
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 23.03.2018

Pharmabranche will mehr rezeptfreie Medikamente

Die Industrie überlegt immer öfters, Medikamente aus der Rezeptpflicht zu nehmen und frei zu verkaufen.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. „Switches”, die Entlassung bestimmter pharmazeutischer Wirkstoffe aus der Verschreibungspflicht und deren Folgen, beschäftigen die unter Preisdruck der Krankenkassen stehenden Pharmaunternehmen zunehmend. Das Thema stand nun auch im Zentrum der 1. Switch-Konferenz in Österreich. „Switches” tragen zu einem schnellen und einfachen Zugriff auf qualitativ hochwertige Arzneimittel für die eigenverantwortliche Gesundheitspflege bei, betonte die Industrie.

Gesundheitskompetenz

Mit der von der Politik gewünschten Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung bis 2032 gehe auch ein Mehr an Verantwortung für die persönliche Gesundheit einher, wodurch letztlich die Lebensqualität aller Menschen in Österreich verbessert werden soll, betonte Gerhard Lötsch, Präsident des Branchenverbandes IGEPHA als Gastgeber der Konferenz. „Switches” tragen seiner Ansicht nach zu einem schnellen und einfachen Zugriff auf qualitativ hochwertige Arzneimittel für die eigenverantwortliche Gesundheitspflege bei.

„In Österreich unterliegen zahlreiche Arzneimittel und Substanzen der Rezeptpflicht, die in anderen Ländern längst rezeptfrei zugänglich sind. Die positiven Effekte auf die Versorgungsqualität der Patienten und die Entlastung des Gesundheitssystems, die häufig mit der rezeptfreien Verfügbarkeit verbunden ist, sollten in die Entscheidung über konkrete OTC-Switches mit einbezogen werden”, forderte Gesundheitsökonom Uwe May. Die Hauptvorteile eines erweiterten Zugangs zu Arzneimitteln liegen unter anderem in Zeitersparnis und Kosteneffizienz, erläuterte die Switch-Expertin Natalie Gauld von der University of Auckland.

Ärzte skeptisch

Karl Forstner, Leiter des Referats für Medikamentenangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer, ist allerdings skeptisch: „Wesentliche Voraussetzung für den sicheren Umgang mit Medikamenten ist ein ausreichendes Maß an Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Angesichts der Komplexität ist ärztliche Expertise hier wohl meist unverzichtbar.”

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