Pharmalager gefragt
© Phago
Die Großhändler drängen auf nationale Sicherheitslager, um im Krisenfall gerüstet zu sein.
HEALTH ECONOMY Redaktion 12.06.2020

Pharmalager gefragt

EU sucht Lösungen, um die Arzneimittelversorgung von ­Asien unabhängig zu machen. Wie das gehen soll, ist umstritten.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Die Frage, wie Europa in der Arzneimittelversorgung unabhängig von Asien werden kann, beschäftigt derzeit nicht nur die EU, sondern auch die gesamte Pharmabranche. Nicht zuletzt weil es dabei auch um Arzneimittelpreise, Patentschutz, Qualitätsrichtlinien, aber auch um Lieferengpässe geht.

Industrie pocht auf Patente

Die Coronavirus-Pandemie habe gezeigt, dass Innovationen im medizinischen Bereich der Schlüssel zu einer möglichen Rückkehr in die Normalität sind. „Diesem Aspekt sowie etlichen weiteren Herausforderungen sollte aus Sicht der pharmazeutischen Industrie bei der Ausgestaltung künftiger Rahmenbedingungen Rechnung getragen werden. Dazu gehört ein starker, aufrechter Patentschutz, der Investitionen in die medizinische Forschung schützt”, erklärt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Wirtschaftliche Anreize würden dazu beitragen, die Forschungsaktivität anzuregen, während ein schwacher Schutz das Gegenteil bewirken und die Entwicklung neuer Arzneien gefährden würde. Zudem gelte es, innerhalb eines stabilen rechtlichen Rahmens in jeder Versorgungslage schnell und strukturiert handlungsfähig zu sein.

Zentrale Frage ist allerdings weiterhin die Lagerhaltung. Und die möchte am liebsten der Großhandel machen. „Auf nationaler Ebene ist ein Sicherheitsbestand an essenziellen Medikamenten im Land für die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems besonders wichtig, um im Falle von Grenzschließungen oder eingeschränktem Warenverkehr auch in Krisenzeiten gerüstet zu sein”, heißt es aus dem Verband Phago. Denn die Verlagerung der Produktion aus Asien sei langwierig, betont Präsident Andreas Windischbauer.
Die Notwendigkeit nationaler Sicherheitsbestände im Krisenfall betont auch der Präsident des europäischen Großhandels-Verbandes und Phago-Vizepräsident Bernd Grabner: „Wir haben zuletzt in allen EU-Staaten gesehen, wie lange es dauert, bis der Warenverkehr wieder funktioniert und wie weit die Wege sind, die ein Medikament zurücklegen muss, bevor es beim Patienten ist. Daher braucht es jeweils einen Sicherheitsbestand an Arzneimitteln vor Ort.”

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL