Preisdruck steigt
© Sandoz/APA-Fotoservice/Reither
Andreas Eberhorn (Sandoz Österreich) und Michael Kocher (Novartis Österreich) kritisieren Preispolitik.
HEALTH ECONOMY Redaktion 22.10.2021

Preisdruck steigt

Novartis-Tochter Sandoz fürchtet, in Sachen Generikapreise in Österreich unter die Räder zu kommen. Das bedrohe Werke.

••• Von Martin Rümmele

KUNDL / WIEN. Der Generika-hersteller Sandoz, eine Tochter des Schweizer Pharmakonzerns Novartis, sieht sich in Österreich zunehmend unter Preisdruck. Falls die mit 31. März auslaufende Preisband-Regelung für patentfreie Nachahmerprodukte (Generika) nicht verlängert werde, könnte das Preisniveau weiter sinken und eine kostendeckende Produktion am Tiroler Standort Kundl nicht mehr möglich sein, warnt das Unternehmen.

„Wenn das Preisband abgeschafft ist, kann uns die Sozialversicherung auf den niedrigsten Preis zwingen, da gibt es auch keinen Ausweg für uns als Hersteller”, sagte Andreas Eberhorn, Chef von Sandoz Österreich, in einer Pressekonferenz. „Die Preise werden weiter erodieren, es wird für einzelne Anbieter nicht mehr auskömmlich sein, das Angebot wird kleiner.” Damit werde die Versorgungssicherheit infrage gestellt, warnt Eberhorn. „Natürlich hat das mittelfristig auch Auswirkungen auf Wünsche nach lokaler Produktion.” Deshalb fordert Sandoz die Einführung einer Indexanpassung für Arzneimittel und eine dauerhafte Preisbandregelung.
Arzneimittel seien nicht der treibende Faktor bei den Gesundheitskosten, sagte Eberhorn. Medikamente würden in Österreich konstant bei 13% der gesamten Gesundheitskosten ausmachen, was deutlich unter dem OECD-Durchschnitt von 16% liege. „Die Zitrone ist ausgepresst, hier ist nichts mehr zu holen.”

Selbstzahlungen sehr hoch

Schon 40% aller Medikamente würden bereits unter der Zuzahlungsgrenze verkauft, „das heißt, jeder von uns zahlt diese Medikamente selbst, sie erscheinen also nicht bei den Gesundheitskosten. Durchschnittlich kostet eine generische Tablette 13 Cent. Sie bekommen ein hochwirksamen, hochqualitatives Medikament aus Österreich, das weniger kostet als ein einzelner Kaugummi.” Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind im vergangenen Jahr auf zuletzt 44 Mrd. € gestiegen. Mit einem Generika-Anteil von 53% bei den Arzneimitteln liegt Österreich laut Sandoz nur im hinteren europäischen Mittelfeld – in Deutschland liege der Anteil bei 78%.

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