Resistente Keime als globale Gefahr
© APA/dpa/Daniel Karmann
ForschungGegen einige Keime gibt es auch in Österreich schon hohe Resistenzraten. Die Industrie sucht deshalb intensiv nach neuen Antibiotika.
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 02.03.2018

Resistente Keime als globale Gefahr

Die WHO warnt vor Antibiotika-Resistenzen; am Wochenende diskutieren darüber auch die Apotheker.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/SCHLADMING. Wissenschafter des britischen Genomforschungsinstituts „Wellcome Sanger” haben dieser Tage in einer Analyse den multiresistenten Erregerstamm der in Pakistan herrschenden Typhus-Epidemie herausgefunden. Dieser sei mutiert und gegen fünf Antibiotika resistent geworden, teilten die Experten mit. Behandlungsmöglichkeiten für die Infektion würden damit rar. Typhus ist eine hoch ansteckende Krankheit, die unbehandelt zum Tod führt.

25.000 Tote in der EU

Das Beispiel zeigt ein Problem, vor dem Experten immer lauter warnen: resistente Keime, gegen die keine Antibiotika mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun neue Zahlen zu Resistenzen vorgelegt und die sind besorgniserregend. Pro Jahr sterben allein in der EU rund 25.000 Menschen an schweren Infektionen mit resistenten Bakterien, die in einer Gesundheitseinrichtung erworben wurden.

Es kann dadurch zu lebensbedrohlichen Blut- und Wundinfektionen und zur Lungenentzündung kommen. Antibiotikaresistenzen führen aufgrund längerer Krankenhausaufenthalte und höheren Medikamentenausgaben zu einem Anstieg der Behandlungskosten, warnen Experten.
Aus dem Österreichischen Resistenzbericht Aures ist 2016 hervorgegangen, dass es hinsichtlich nicht-invasiver Erreger eine relativ stabile Resistenzsituation in Österreich mit mäßigen Einschränkungen von Behandlungsoptionen gibt. Die Resistenzraten bei Salmonellen lagen aber 2016 gegenüber Ampicillin, Sulfonamiden und Tetracyclin bei über zehn Prozent. Die Fluorochinolon-Resistenz in Campylobacter aus Humanisolaten betrug sogar 72,5% beim Keim C. jejuni und 81,4% bei C. coli.

Debatte unter Apothekern

Am Wochenende ist das Thema nun auch Schwerpunkt der jährlichen wissenschaftlichen Fortbildung der Apotheker in Schladming; sie wollen sich beratend stärker einbringen. „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Resistenzsituation in der Humanmedizin deutlich verschärft, was besorgniserregend ist”, sagt dazu Tagungspräsidentin und Vizepräsidentin der Wiener Apothekerkammer, Susanne Ergott-Badawi.

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