••• Von Evelyn Holley-Spiess
WIEN. Turnusmäßiger Wechsel in der ÖGK: Seit ersten 1. Juli hat wieder die Arbeitnehmerseite die Obmannschaft inne. Deren Vertreter Andreas Huss (SPÖ) präsentierte aus gegebenem Anlass bei einem Pressetermin seine Schwerpunkte für das nächste halbe Jahr. Im Visier hat Huss dabei vor allem die Privatmedizin, die er zurückdrängen will. Im Gegenzug soll die kassenfinanzierte Versorgung ausgebaut werden. Dafür brauche es mehr Geld im System.
Versorgung ausbauen
„Das Regierungsprogramm ist für mich der Auftrag, die Versorgung weiter zu verbessern und sicherzustellen”, erklärte Huss. Bis 2030 wolle man von derzeit 100 auf insgesamt 300 Primärversorgungszentren kommen, in denen bis zu 30% der Bevölkerung versorgt werden könnten. Zudem stehe der Ausbau eigener Einrichtungen der ÖGK auf der To-Do-Liste – etwa in Form von weiteren Zahngesundheitszentren und multidisziplinären Gesundheitseinrichtungen wie es sie in Graz und Wien bereits gibt.
Kritik übt der Arbeitnehmervertreter am kontinuierlichen Zuwachs der Privatmedizin, die seiner Beobachtung nach vor allem unter der letzten türkis-blauen Bundesregierung gefördert worden sei. Die Österreicher würden mittlerweile 24% der gesamten Gesundheitsausgaben aus der eigenen Tasche zahlen, zwölf Mrd. € pro Jahr. „Das ist international ein Rekordwert”, beklagte Huss. Zum Vergleich: In Deutschland seien es etwa nur 13%.
System nicht solidarisch
Viele Menschen würden sich eine private Zusatzversicherung aus der Sorge heraus leisten, sonst nicht rechtzeitig die benötigte Gesundheitsleistung zu erhalten. Doch dieses Geld lande zu einem guten Teil nicht im Gesundheitssystem: 2024 seien von 2,6 Mrd. € Prämien nur 1,6 Mrd. als Leistungen ausgeschüttet worden, rechnete Huss vor. Bei Privatversicherungen liege der Anteil der Verwaltungskosten zudem bei 14%, bei der ÖGK nur bei zwei Prozent.
Umkehren könne man den Trend nur durch mehr Geld im öffentlichen System, betonte Huss. Derzeit sei das österreichische System nämlich nicht mehr solidarisch.