Warten oder zahlen
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Laut VKI können Patienten bei vielen Radiologieeinrichtungen ihre Wartezeit durch Zahlung von Privathonoraren deutlich verkürzen.
HEALTH ECONOMY Ina Karin Schriebl 01.04.2016

Warten oder zahlen

Eine neue Untersuchung entfacht wieder den Streit um Wartezeiten bei MRT-Untersuchungen. Die Krankenkassen orten große Unterschiede.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Die Debatte um zu lange Wartezeiten auf Magnetresonanzuntersuchungen für Kassenpatienten mit akut nicht bedrohlichen, aber chronischen und schmerzhaften Beschwerden wird neu angefacht: Das haben Testpersonen des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) mit 366 versuchten Terminvereinbarungen in 61 Radiologieinstituten erhoben. Termine auf Privatkosten gibt es demnach zum Teil deutlich früher.

Private Zuzahlungen

„Wir wollten wissen, wie lange Patienten in Österreich trotz vorliegender ärztlicher Überweisung auf eine MRT-Untersuchung warten müssen”, heißt es in der VKI-Zeitschrift Konsument. Während in den vergangenen Monaten die Frage der Wartezeiten für Kassenpatienten auf MRT-Untersuchungen vor allem in Wien diskutiert worden ist, weist der Test nun auf ein gesamtösterreichisches Problem hin. Brisant wurde der Test dadurch, dass die Testpersonen nach einem Privattermin fragten, wenn die Wartezeit mehr als 14 Tage betragen hätte. „28 Institute, also fast die Hälfte der kontaktierten, gingen darauf ein. Teilweise verkürzte sich die Wartezeit um mehrere Monate.” Verlangt worden wären für eine Untersuchung zwischen 130 und 550 €.

„Wenn ein Institut aktiv eine Privatzahlung für eine MR-Untersuchung propagiert, wäre das ein Unterlaufen des Kassenvertrags und nicht erlaubt”, sagt Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor des Hauptverbands. Aber würde der Patient selbst nachfragen, ist es strittig, da die Konstruktionen der Institute sehr kreativ seien. Generell sei die Situation aber komplex: „Wir haben Wartezeiten unterschiedlicher Länge in allen Bundesländern. Die Umfrage des VKI zeigt, dass es einige Institute nicht notwendig haben, mit Privatzahlungen ihren Umsatz zu erhöhen, aber dass es sehr wohl bei einigen gängige Praxis ist”, sagt Wurzer. Die Situation stelle sich sehr komplex und von Einrichtung zu Einrichtung sehr unterschiedlich dar. Bei den Radiologen sieht man die Ursachen in einer jährlich „zahlenmäßig limitierten und zu wenig mit der medizinischen Entwicklung gehenden Anpassung der damit ermöglichten Häufigkeit von MRT-Untersuchungen durch die Krankenkassen”. Anders formuliert: in einer Deckelung. Franz Frühwald, stellvertretender Bundesfachgruppenobmann der Radiologen: „Wir haben einen Zuwachs bei den Frequenzen bei der Magnetresonanz von jährlich fünf bis sieben Prozent. Unsere Frequenz-Deckel erhöhen sich für die Jahre 2014 bis 2018 jeweils aber um rund zwei Prozent pro Jahr.” In Österreich werden derzeit von den Krankenkassen rund 100 Mio. € im Jahr für solche Untersuchungen bezahlt. Alle Beteiligten betonen, dass man eine Besserung der Situation bei den MRT-Untersuchungen erreichen will. Doch die Sachlage ist kompliziert. „Wir haben beide Phänomene: Wir haben Institute, die liegen unterhalb ihres Deckels bei den Honoraren und haben offenbar lange Wartezeiten. Und dann haben wir Institute, die haben das Budget schon ausgeschöpft und haben trotzdem relativ kurze Wartezeiten”, sagt Wurzer.

Fortschritt erhöht Fallzahl

Man sei nun in Gesprächen, ob es Umschichtungsmöglichkeiten gibt. „Man könnte Geld von jenen Instituten, die ihr Budget nicht ausschöpfen, zu jenen verlagern, die mehr Frequenzen haben. Aber da werden eben einige Federn lassen müssen”, meint Wurzer. Auch die Erstellung einer Transparenzliste mit jeweils aktuellen Wartezeiten müsse man andenken. Eine deutliche Erhöhung der Honorarsätze stehe aber nicht zur Diskussion.

Unbestritten ist der medizinische Fortschritt bei allen Schnittbilduntersuchungen. So lässt sich laut Frühwald etwa seit rund zwei Jahren per MRT der Prostata bestimmen, ob eine Biopsie wegen Krebsverdachts notwendig ist. Die Einsatzgebiete würden sich ständig ausweiten.

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