Wie die Geldspritzen für die Kassen wirken sollen
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HEALTH ECONOMY Redaktion 13.06.2025

Wie die Geldspritzen für die Kassen wirken sollen

Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsdorfer-Ludwig erklärt im medianet-Interview ihre Reformpläne.

••• Von Martin Rümmele

Auf rund 900 Mio. € würden die Verluste der Österreichischen Gesundheitskasse heuer steigen, bis 2029 auf 1,3 Mrd. €. Jetzt gibt es mehr Geld von der Bundesregierung durch eine Erhöhung der Kassenbeiträge der Pensionisten und durch die E-Card-Gebühr. Auch die Kasse will sparen und bringt damit vor allem Vertragspartner und Gesundheitsberufe gegen sich auf. Man spare zu wenig intern und begehe Managementfehler, so die Kritik. Die Kasse wiederum wehrt sich mit dem Argument, dass die Rahmenbedingungen gesetzlich vorgegeben sind, und dass die Demographie und das wirtschaftliche Umfeld nicht zu beeinflussen sind.

„Leistungen ausbauen”

Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) will die Zuschüsse nicht als Freifahrtschein verstanden wissen. „Das Geld soll nicht zum Stopfen von Löchern verwendet werden, sondern um Leistungen zu erhalten und auszubauen. Man wird überlegen, wie man die finanziellen Ressourcen einsetzt, damit sie bei den Menschen ankommen”, sagt sie im medianet-Interview.

Auch der Leistungskatalog müsse überarbeitet werden. „Die Frage ist also, wie Leistungen angepasst werden, sodass die Menschen trotzdem keine schlechtere Versorgung bekommen. Man muss auch schauen, welche Leistung man wo anbietet. Sinnvoll und ausbaufähig sind etwa Kooperationen bei MRT zwischen Spitälern und dem niedergelassenen Bereich.” Sie sei deshalb auch ein Fan der Bundes-Zielsteuerungskommission, wo man gemeinsam mit Ländern und Krankenkassen das Gesundheitssystem plant und fragt, was man braucht. „Hier kann man wirklich intelligente Dinge machen, die nicht mehr kosten, sondern das System verbessern. Gleichzeitig müssen wir die Menschen mitnehmen und ihnen sagen, ‚ihr bekommt nicht weniger Leistung, sondern mehr Qualität'.”

Keine Beitragserhöhungen

Eine generelle Erhöhung der Kassenbeiträge sei nicht vorgesehen, sagt die Staatssekretärin. „Wir haben umgekehrt eine Deckelung der Arzneimittelobergrenze – wo zudem nicht rezeptgebührenpflichtige Medikamente eingerechnet werden. Das soll die Erhöhung abfedern.” Gleichzeitig übt sie auch Kritik an der Wirtschaft: „Wenn aber alle Außenstände, die Unternehmen bei der Krankenversicherung haben, bezahlt werden, würde das auch helfen.”

Eine „der Gretchenfragen” sei, „wie man Ressourcen künftig so einsetzen kann, dass die Bevölkerung nicht das Gefühl hat, dass die Versorgung schlechter wird.” Eine Möglichkeit dafür seien Primärversorgungseinheiten. „Im Spitalsbereich wird man auf Schwerpunktspitäler ohne Akut- und Grundversorgung setzen müssen.” Die Primärversorgung soll den extramuralen Bereich, die Allgemeinmedizin und Kindermedizin umfassen, Öffnungszeiten verlängern und so auch Spitalsambulanzen entlasten. Durch die Einbindung anderer Berufsbilder kann man zudem präventiv viel tun. Das ist dann auch Zuwendungsmedizin und nicht nur Reparaturmedizin. Damit verhindert man wiederum, dass Menschen in die teuren Spitäler kommen.

Telemedizin im Fokus

Ein ganz ein wichtiger Teil und wichtige Ergänzung sei die Digitalisierung. „Die Gesundheitshotline 1450 soll die Drehscheibe – sozusagen das Gesundheits-Navi – werden und die Patientinnen und Patienten dorthin leiten, wo sie das beste medizinische Angebot erhalten. In den Bundesländern gibt es dazu bereits zahlreiche erfolgreiche Ansätze. Jetzt geht es darum, diese zu bündeln und einen bundeseinheitlichen Standard zu schnüren.” Sie sei aber überzeugt, dass die Telemedizin Face-to-Face-Medizin nicht ersetzen kann, betont Königsberger-Ludwig. „Sehr wohl ist sie aber etwa bei der Betreuung bei chronischen Erkrankungen sinnvoll. Digitale Unterstützungen mit ELGA und 1450 werden Gewicht bekommen und Gesundheitsberufe auch ­bürokratisch entlasten.”

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