Zoll-Angst geht um
© APA/AFP/Daniel Roland
Europäische Pharmakonzerne nutzen die Zeit, um – zollfrei – möglichst viele Medikamente über den Atlantik zu schicken.
HEALTH ECONOMY Redaktion 04.04.2025

Zoll-Angst geht um

Die Handelspolitik von US-Präsident Trump treibt auch die Pharmakonzerne um: Sie stocken vor Ort Vorräte auf.

••• Von Evelyn Holley-Spiess

NEW YORK/LONDON. Das Zoll-Gespenst geht um. Kaum ein Woche vergeht, in der US-Präsident Donald Trump nicht sprunghaft Zölle ankündigt, teilweise wieder zurücknimmt, um sie schließlich doch wieder in Kraft zu setzen. Zuletzt hat es die Automobilhersteller erwischt, die seit Monatsbeginn mit Zöllen von 25 Prozent konfrontiert sind. Angesichts des sich auswachsenden Handelskrieges, trifft nun die Pharmaindustrie Vorkehrungen. Sie fürchtet, dass auch Arzneimittel, die in Europa produziert werden, demnächst mit US-Zöllen belegt werden könnten. Die Konsequenz: Die Konzerne stocken Vorräte in den USA auf.

Konkret werden seit Mitte der Woche verstärkt Medikamente in die USA eingeflogen. Zwei europäische Pharmakonzerne berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, dass sie zuletzt so viele Medikamente wie möglich über den Atlantik geschickt hätten. Und sie seien damit nicht allein.

Lieferungen aus Europa

Laut Eurostat beliefen sich die Arzneimittel- und Pharmaexporte der EU in die USA im Jahr 2023 auf rund 90 Mrd. €. Dazu gehören auch populäre Medikamente wie die Abnehmspritzen Wegovy und Zepbound von Novo Nordisk und Eli Lilly sowie das Krebsmittel Keytruda von Merck & Co.

Nervosität auf den Märkten

Eindeutige Indizien für die Nervosität in der Branche gibt es schon länger wie einige Daten zeigen: So meldete Irland, einer der größten Arzneimittelexporteure in die USA, im Jänner dieses Jahres einen sprunghaften Anstieg der Medikamentenexporte dorthin. Experten zufolge haben auch entsprechende Ausfuhren aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien heuer zugenommen. Laut Zentralbank-Daten wiederum summierten sich die Ausfuhren im Jänner auf 9,4 Mrd. € – fast das Dreifache des Dezember-Werts von 3,2 Mrd. € und mehr als doppelt so viel wie im Jänner 2024 (4,1 Mrd. €).

Die Unsicherheit über mögliche Zölle hatte zuletzt auch die Aktien europäischer Pharmakonzerne belastet. Investoren und Analysten erklärten gegenüber Reuters, dass die Kurse von Unternehmen wie Novo Nordisk und AstraZeneca unter Druck geraten seien.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL